Sehzellen sterben ab

Frühes Übergewicht schädigt später die Augen

Gesund Aktuell
31.01.2023 10:04

Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen Übergewicht und dem Risiko für Augenerkrankungen. Dabei zeigten sie auf, dass Fettgewebe auch noch Jahre später Schäden an den Sehorganen, die sogar zum Erblinden führen, auslösen kann. 

Bereits im Kindes- und Jugendalter wird Übergewicht zunehmend zum Problem, mit schweren Folgen für die Gesundheit. Dass ein hohes Körpergewicht sogar noch Jahre später die Augen schädigen kann, ist aber kaum jemandem bewusst. Eine neue Studie dazu wurde nun im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes unter Beteiligung von Univ. Prof. Dr. Thomas Langmann von der Uniklinik Köln (D), veröffentlicht.

„Neben Rauchen und Alter ist Übergewicht ein Hauptrisikofaktor für die altersabhängige Makuladegeneration (AMD). Der Mechanismus war bisher jedoch ungeklärt. Das Kooperationsprojekt konnte nun in präklinischen Versuchen nachweisen, dass frühes Übergewicht spätere Augenschädigungen ähnlich der AMD auslösen kann“, so Prof. Langmann. 

Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)

  • Etwa 300.000 Österreicher sind von altersbedingter Makuladegeneration (AMD) betroffen, jeder fünfte über 75, jeder dritte über 85 Jahren. Bei dieser Erkrankung wird das Zentrum der Netzhaut, der Punkt des schärfsten Sehens im Auge (Makula) stark geschädigt.
  • 20 Prozent der Patienten leiden an der innerhalb von wenigen Monaten zu einer massiven Sehbeeinträchtigung führenden feuchten Form der AMD. Sie zeigt sich mit einem zentralen schwarzen oder gräulichen Fleck im Gesichtsfeld, der sich nicht wegzwinkern lässt. Betroffene bemerken Verzerrungen, Wellenlinien im Bereich des zentralen Gesichtsfeldes, erkennen Buchstaben oder Wortteile nicht mehr. Oft zeigen sich die Symptome nur einseitig.
  • 80 Prozent haben „trockene AMD“, die langsam fortschreitende Form. Hier gibt es keine Behandlung, jedoch einige Therapieansätze.

Denn die Fettzellen, die sich mit den überschüssigen Kilos im Körper anlagern, sind alles andere als harmlos. Sie aktivieren bestimmte Immunzellen, die chronische Entzündungen („silent inflammation“) auslösen. Diese gefährden zahlreiche Strukturen im Körper, wie die Augen, wo es zum Absterben von Sehzellen kommt. Eine Vielzahl von degenerativen Netzhauterkrankungen, wie Glaukom oder Makuladegeneration, die zur Erblindung führen, gehen mit solch schwelenden Entzündungen einher.

Dauerhafte Veränderung der Immunzellen
Außerdem zeigen die Forschungen, dass die Zunahme an Körperfett nicht dauerhaft sein muss, um die Aktivierung der Immunzellen aufrecht zu erhalten. Das Immungedächtnis ist nämlich auch nach Fastenperioden noch vorhanden. „Möglich ist dies durch epigenetische Veränderungen an den DNA-Bausteinen der Immunzellen, die über lange Zeit bestehen bleiben und bei leichten Augenschädigungen zur raschen Einwanderung führen kann“, so Prof. Langmann weiter.

Die Forscher untersuchen nun mögliche Therapieansätze, um das Immungedächtnis so umzuprogrammieren, dass eine schädliche Wirkung im Auge zum Beispiel bei der AMD schwächer ausfällt oder sogar unterbleibt.

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