Unterwegs im „NJ 466“

Nachtzug durch Tirol bleibt Migrations-Brennpunkt

Tirol
31.01.2023 07:36

Der Nightjet 466 von Wien über Tirol nach Zürich in der Schweiz wird auch in diesem Jahr einen Strom an Migranten in Richtung Westeuropa bringen. Bei einem Lokalaugenschein zeigte sich, dass die Schweizer Polizei an der Grenze erneut 28 Migranten aus den Waggons holte. Doch das Motto von Staaten und Behörden auf dem Weg nach Westeuropa lautet offenbar: Augen zu und durchwinken.

Eine tägliche „stille Karawane“ – so beschrieb die „Krone“ im November 2022 den Migranten-Strom durch Tirol. Ein Brennpunkt ist der Nachtzug NJ 466 Wien-Zürich. Erneut dokumentierte ein Tiroler nun die Geschehnisse.

„Wie immer waren keine ÖBB-Mitarbeiter im Zug, sondern nur jene vom Restaurantbetreiber Newrest“, beobachtete der häufige Fahrgast am vergangenen Samstag. Ebenso die „Zeltkonstruktionen“ aus Leintüchern, mit denen sich die Migranten eine Art Privatsphäre in den Abteilen verschaffen. „Manche nehmen vier Sitzplätze in Beschlag“, sah der Zeuge. Wer Platzreservierungen hat, muss die oft Schlafenden ansprechen und auf Verständnis hoffen.

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Am Schweizer Grenzbahnhof Buchs holten Beamte dann 28 junge Herren aus dem Zug.

Der Fahrgast aus Tirol

28 Männer angehalten, zwei schlichen sich weg
„Am Schweizer Grenzbahnhof Buchs holten Beamte dann 28 junge Herren aus dem Zug“, zählte der Tiroler. Zwei davon schlichen sich während der Kontrolle ans Ende des Bahnsteiges und blieben „verschollen“. Insgesamt spricht die Kantonspolizei St. Gallen von rund 5000 Flüchtlingen jährlich, meist junge männliche Afghanen.

Ein Flüchtling schläft im NJ 466 auf Sitzen. (Bild: zVg)
Ein Flüchtling schläft im NJ 466 auf Sitzen.

Ein großer Teil davon sitzt im NJ 466. Viele sind in Österreich im Asylverfahren, eine Ausreise ist demnach nicht erlaubt. Doch das Ziel heißt sehr häufig Frankreich oder England. „Auch weil es in Österreich kaum Möglichkeiten für Schwarzarbeit gibt“, verraten die jungen Männer.

Eigener Waggon für Flüchtlinge im nächsten Zug
Wie geht es in Buchs weiter? Die Schweizer Bahn - und das ist im Nachbarland höchst umstritten - reserviert für die Flüchtlinge teils eigene Waggons im Schnellzug nach Zürich. Dort lautet eine interne Anweisung der Schweizer Bahn: „Migrantinnen und Migranten, welche weder eine Reservierung noch ein Ticket besitzen, sind auf die definierten Züge des IR37 zu lenken.“

Es handelt sich um eine Zuglinie, die nach Basel führt, zur Grenze mit den ersehnten Ländern Frankreich oder Deutschland. In der Schweiz melden sich dazu kritische Stimmen: Laut Dublin-Abkommen müsste man die Flüchtlinge zurückschicken. Doch dies würden die Behörden gar nicht mehr versuchen. Denn bis solche Verfahren abgeschlossen sind, seien die Migranten, die ja nicht interniert werden, weitergereist. Eine Kapitulation vor der Realität.

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