An der südbrasilianischen Küste beeinflussen Delfine aktiv ihr Verhalten, um mit Fischern bei der Fischjagd zusammenzuarbeiten. Das berichtet das Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie im deutschen Konstanz, das an einer entsprechenden Studie beteiligte war. Dabei profitieren nicht nur Menschen, sondern auch die Meeressäuger von der gemeinsamen Jagd.
Die seit über einem Jahrhundert bestehende Fangtradition (Video) ist jedoch gefährdet, einerseits wegen des Rückgangs an Tieren, aber auch wegen des sinkenden Interesses an nachhaltigem Fischfang. Noch treiben Delfine - sogenannte Große Tümmler - vor der brasilianischen Küste der Stadt Laguna aber Schwärme von Meeräschen vor sich her. Dadurch erhöhen sie für kurze Zeit die Fischdichte im Wasser und signalisieren den im Wasser stehenden Fischern, wo sie ihre Netze auswerfen müssen. Die Forscher konnten nun nachweisen, dass die Delfine dieses Verhalten aktiv steuern.
Fischer und Delfine 15 Jahre lang beobachtet
„Es war bekannt, dass die Fischer das Verhalten der Delfine beobachten, um festzustellen, wann sie ihre Netze auswerfen sollten“, erklärte Fabio Daura-Jorge, Forscher an der Universität im brasilianischen Santa Catarina. „Aber wir wussten nicht, dass die Delfine ihr Verhalten aktiv mit den Fischern koordinieren.“
Für die Studie hatten Forscher aus Brasilien und ihrer Kollegen vom Max-Planck-Institut rund 15 Jahre lang das Verhalten der Fischer und Delfine beobachtet. Um neue Einblicke in das Jagdverhalten von Delfinen und Menschen zu bekommen, nutzten sie auch Drohnen und Unterwasseraufnahmen.
Tier und Mensch profitieren von Jagdtradition
Sowohl Delfinen als auch Menschen nützt diese seit rund 140 Jahren bestehende Jagdtradition. Wie die Forscher herausfanden, profitieren die Delfine durch eine um 13 Prozent höhere Überlebensrate im Vergleich zu ihren allein jagenden Artgenossen. Die Fischer wiederum fangen rund viermal mehr Fische als ohne die Meeressäuger.
Dabei sei das kooperative Verhalten bei den Delfinen nicht genetisch bedingt, betonten die Forscher. Es sei vielmehr eine Besonderheit der Delfinpopulation bei Laguna. Sowohl Meeressäuger als auch Menschen würden ihr Wissen an nachfolgende Generationen weitergeben.
Forscher: Zusammenarbeit ist gefährdet
Modellrechnungen zeigen jedoch, dass die Zusammenarbeit von Delfin und Mensch gefährdet ist. Denn in den vergangenen Jahren ging die Zahl der Fische in der Region stark zurück. Auch gebe es seitens der Küstenbevölkerung weniger Interesse, die spezielle Jagdtechnik zu erlernen.
„Unsere Berechnungen zeigen, dass die Zusammenarbeit entweder für die Delfine oder die Fischer uninteressant werden könnte, wenn die gegenwärtige Entwicklung anhält“, erklärte Daura-Jorge. Um sie zu bewahren, sei es nötig, die Gründe für den Rückgang bei den Meeräschen besser zu verstehen und nachhaltigen Fischfang zu fördern.
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