Zwei Prozesse wegen versuchten Mordes werden diese Woche in Salzburg verhandelt. In beiden Fällen war der Bruder des jeweils Angeklagten das Opfer. In einem geht es um einen Messerstich, im anderen um einen Pistolenschuss.
Streit unter Geschwistern gehört in manchen Familien zum Alltag. Nicht alltäglich ist aber, dass solche Streitereien beinahe tödlich enden. In dieser Woche müssen aber in zwei verschiedenen Fällen Geschworene die blutigen Geschehnisse in zwei Familien beurteilen. In beiden Prozessen erhebt die Staatsanwaltschaft Salzburg den gleichen Vorwurf: versuchten Mord.
Morgen muss sich ein Salzburger (19) diesem im Landesgericht stellen: Der Anklage nach soll er seinen älteren Halbbruder (26) mit einem Messer attackiert und ihm einen Stich in den Bauch versetzt haben. Monatelang lebten die beiden Brüder auf engem Raum zusammen. Immer wieder stritten sie. Dieses „erhebliche Konfliktpotenzial“, wie es der Ankläger schreibt, entlud sich am 11. Mai 2022.
Banaler Grund
Ein Zoff um die Nutzung einer Spielekonsole. Dieser artete zuerst verbal und danach handgreiflich aus: Auf Beschimpfungen folgte letztlich der Messerstich. Mehrere Schnittverletzungen deuten laut Anklage auf einen weiteren Messergebrauch hin. Nach kurzer Flucht stellte sich der 19-Jährige noch am selben Tag der Polizei. Aufgrund von psychischen Problemen droht ihm neben einer Strafe auch die Einweisung in eine Anstalt. Verteidigt wird er von Kurt Jelinek.
Meinem Mandaten tut sehr leid, was passiert ist. Er zeigt sich bezüglich einer Körperverletzung geständig. Keinesfalls aber wollte er seinen Bruder im Zuge des Streits töten.
Kurt Jelinek verteidigt den 19-jährigen Angeklagten
Eigenen Bruder erschießen?
Einen Tag später, am Donnerstag, beginnt der zweite Prozess: Ein Afghane (33) soll am 12. Juli 2022 versucht haben, seinen Bruder zu erschießen. Beide hatten vor einem illegalen Wettlokal in Salzburg gestritten, als der 33-Jährige eine Pistole zückte und abdrückte. Kurios: Das Projektil ging daneben und traf die Wand. Doch der Abpraller erwischte den Bruder im Bereich des Bauches. Stunden später soll der Afghane wegen dieses Vorfalls einen Zeugen gefährlich bedroht haben. Mit den Worten: „Du wirst bestraft.“ Ein Urteil wird für Freitag erwartet. Anwalt Bernhard Kettl verteidigt.
In beiden Prozessen gilt die gleiche Strafdrohung: zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft.
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