Patienten werden abgewiesen, Pfleger treten in den Streik: Das steirische Gesundheitssystem kommt scheinbar aus der Krise nicht mehr raus. Kages-Chef Gerhard Stark erklärte im Presseclub die Hintergründe - und stärkte der Gesundheitslandesrätin einmal mehr den Rücken.
Das steirische Gesundheitswesen kommt dieser Tage nicht aus den Schlagzeilen. In Leoben kann man aufgrund des Pflege-Mangels nur noch die Hälfte der OP-Säle bespielen, Streiks drohen. In Graz sorgte Med-Uni-Rektor Hellmut Samonigg für Aufregung, der über das Uniklinikum sagte: „Wir sind gegen die Wand gefahren.“ Eine Pressekonferenz zu geplanten Maßnahmen gegen den Personalmangel hatte Kages-Chef Gerhard Stark kurzerhand abgesagt.
Erst vergangene Woche dementierte Stark all diese Notstände. Am gestrigen Montag trat er im Steirischen Presseclub in Graz auf und lieferte dort eine allumfassende Erklärung. Weniger niedergelassene Ärzte und mehr ältere Menschen führten zum Personalmangel in den Krankenhäusern. Dazu kamen weniger Medizinstudenten. „Schon im Jahr 2009 konnte man dieses Problem sehen und berechnen“, sagte Stark. „Um das zu erkennen, brauchen Sie aber immer eine Art Durchdringung in die Gesellschaft und in die Politik.“
Politik hat etwas mit Kreativität des Denkens zu tun. Ich erwarte mir als Bürger von der Politik auch gemeinsame Denkarbeit.
Gerhard Stark
„80-Stunden-Woche war für mich normal“
Ideal wäre gewesen, so Stark, das System im Jahr 2010 „hochzufahren“. Auch die gesetzlichen Arbeitszeitverkürzungen kritisierte der Kages-Chef: „Für mich waren 80 Stunden die Woche damals (als junger Arzt, Anm.) normal. Ich will nicht sagen, dass das gut ist, aber ich war es gewohnt.“
Als Lösungen nannte Stark Kooperationen, mehr Studienplätze für Medizin und „viel kleinteilige Arbeit“. Am Leitspital Liezen hielt der Mediziner übrigens fest. Man brauche in der Region eine größere, effizientere Struktur, auch, um für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiv zu sein.
Ist Landesrätin politisch noch haltbar?
Politisch werden diese Themen heute schlagend: ÖVP-Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß sieht sich im Landtag mit einem Misstrauensantrag der FPÖ konfrontiert.
Stark kann das nicht verstehen: „Eine Landesrätin wird für etwas zur Verantwortung gezogen, das sie nicht beeinflussen kann.“ Er ging sogar soweit zu sagen: „Von der Politik wünsche ich mir aktuell nichts. Die Probleme, die wir haben, müssen wir selber lösen.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.