Golfprofi Bernd Wiesberger nahm nach seinen Auftritten bei den DP World-Tour-Turnieren in Abu Dhabi und Dubai Stellung zur aktuellen Stimmung gegenüber LIV-Tour-Spielern, der Zukunft des Golfsports und seinen eigenen Major-Ambitionen.
Krone: Bernd, du hast zuletzt die DP World Tour-Turniere in Abu Dhabi und Dubai gespielt. Wie war die Stimmung gegenüber den LIV-Spielern?
Bernd Wiesberger: Die Stimmung unter den Spielern ist gut und freundschaftlich. Viele sehen die Entwicklungen positiv, andere negativ und einige würden auch gerne Teil von LIV sein. LIV-Spieler werden von der Tour sicher anders behandelt und erhalten geringere mediale Präsenz. Das ist von uns zu akzeptieren, sorgt bei vielen Fans aber auch für Ärger.
Was sind für dich die größten Unterschiede zwischen LIV-Tour und DP World Tour, deiner früheren Stammtour?
Ich würde die DP World Tour nicht als meine „frühere Stammtour“ bezeichnen. In Jahren mit Major- und WGC- Teilnahmen habe ich teilweise nicht viel mehr Events dort gespielt als aktuell für 2023 geplant sind. Aus sportlicher Sicht liegt der größte Unterschied im Format und in der Anzahl der Turniertage.
Was reizt dich an der LIV-Tour besonders?
Internationales Golf mit sehr starken Teilnehmerfeldern zu spielen. Wenn man sich die Spielerliste von LIV Events ansieht, dann zählen diese sicher zu besser besetzten Turnieren des Jahres.
Wie heben sich LIV-Turniere von traditionellen Golf-Events ab?
Die Turniere sind auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet und als Events mit zusätzlichen Attraktionen aufgebaut. Das merkt man auch an den Besuchern und an der Stimmung, insbesondere nach Spielende. Auch das Turnierformat sowie der zusätzliche Teambewerb sind Unterschiede.
Im Februar soll gerichtlich entschieden werden, ob LIV-Spieler weiter auf der DP World Tour spielen dürfen. Was erwartest du dir von diesem Urteil?
Wir haben als Mitglieder der DP World Tour immer an Turnieren anderer Serien teilgenommen und gehen davon aus, dies weiter zu dürfen.
Ab welchem Zeitpunkt erwartest du, dass es auch bei LIV-Tour-Turnieren Weltranglisten-Punkte gibt?
Wir wissen, dass mit Hochdruck daran gearbeitet wird und es bereits einige Rückschläge gegeben hat. Allerdings gibt es mittlerweile zahlreiche Stimmen unter Spielern und Institutionen, dass die neue Berechnung der Weltrangliste nicht sonderlich repräsentativ ist und auf der DP World Tour zu wenige Punkte ausgespielt werden.
Sollte es bei LIV weiter keine Weltranglisten-Punkte geben, werden weitere Major-Starts für dich schwer...
In Zukunft werden Major-Teilnahmen wahrscheinlich auch über eine reine DP World Tour-Mitgliedschaft schwierig. Natürlich will ich in Zukunft wieder an Majors teilnehmen. Dazu benötigt es gute Ergebnisse bei Turnieren mit Weltranglisten-Punkten.
Majors und der Ryder Cup sind die Aushängeschilder des Golfsports. Die Qualifikation für diese Events ist beinhart. Bei der LIV-Tour gibt es keinen Qualifikationsdruck. Fehlt dir nicht die Herausforderung, bei Höhepunkten wie Majors dabei sein zu können?
LIV-Spieler sind aktuell nicht von der Teilnahme an Majors ausgeschlossen, eine mögliche Qualifikation für den Ryder Cup wäre auch noch zu klären. Das sind Themen, die ich nicht beeinflussen kann. Daher will ich mich auf mein Spiel konzentrieren.
Wie sehr hat die Spaltung zwischen LIV und PGA Tour/DP World Tour dem Golfsport geschadet?
Viele Spieler sind der Meinung, dass die zusätzliche Tour für Konkurrenz gesorgt hat und sich dadurch einiges zum Positiven gewendet hat. Viele Errungenschaften für Spieler der DP World Tour und der PGA Tour wären ohne dieses neue Produkt sicher nicht oder nicht so schnell gekommen. Natürlich gibt es auch eine gewisse Nähe zwischen den etablierteren Touren, Organisationen und Golfmedien, allerdings sind die Berichte und Stimmungsbilder mittlerweile viel objektiver und positiver.
Wie wird sich aus deiner Sicht der Golfsport generell in der Zukunft entwickeln?
Ich hoffe die Entwicklung ist positiv und wieder mehr miteinander. Aktuell werden viele LIV-Spieler, die massiv an der Entwicklung von Golf in den letzten 10 bis 20 Jahren beteiligt waren, gänzlich ignoriert. Ein Ryder Cup ohne Westwood, Garcia oder Poulter als europäische Heros ist für viele Fans nicht denkbar. Zahlreiche Spieler haben aus unterschiedlichen persönlichen und professionellen Beweggründen eine Entscheidung für LIV getroffen, dadurch sollten nicht alle Leistungen aus der Vergangenheit plötzlich nichtig werden.
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