Mit Alko-Traktorfahrer
„Gulag“: „Hobbybiologe“ foltert Nawalny in Haft
Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hat in seinem Twitter-Account über ungewöhnliche Foltermethoden berichtet, die gegen ihn im Gefängnis angewandt werden. Neben einer zu grellen Glühbirne, die blind macht, muss er auch als Corona-Versuchskaninchen herhalten …
„Erinnern Sie sich noch an meinen Traktorfahrer, den die Gefängniswärter in meine Zelle werfen und nur herauslassen, um einen Tag in einem Krankenhaus voller Grippe- und Corona-Patienten zu verbringen?“, fragt er seine Leserschaft in dem sozialen Netzwerk. Zum fünften Mal sei der Mann ins Krankenhaus gebracht und danach gleich wieder mit Nawalny in eine winzig kleine Zelle gesperrt worden. Für den Putin-Kritiker ist der Fall eindeutig:
„Der Hobbybiologe des Bundesgefängnisdienstes will untersuchen, wie oft sich ein Mensch mit Grippe anstecken kann, wenn der Krankheitsüberträger ein Alko-Traktorfahrer aus dem Dorf ist.“
Alexej Nawalny
„Sowjetischer Gulag mit Kirche“
Am Dienstag schrieb Nawalny auf Twitter, dass er momentan Werke des Menschenrechtlers und sowjetischen Dissidenten Anatoli Martschenko über den Gulag (Straf- und Arbeitslager in der Sowjetunion) lese. Dabei habe ihn verwundert, dass sich im Vergleich mit dem heutigen russischen Gefängnissystem nichts verändert habe. „Es ist ein und dasselbe“, fasst er zusammen. Alles ziele darauf ab, die Inhaftierten zu entmenschlichen und sie zu schikanieren". Nie habe es Reformen gegeben bis auf eine einzige Neuerung: In jeder Strafkolonie stehe nun eine Kirche.
Allein die Bedingungen, unter denen der Oppositionelle in seinen Büchern schmökert, sprechen für sich - vor ein paar Tagen wurden in seiner winzigen Zelle, die gerade zwei Mal drei Meter misst, drei äußerst grelle Lampen angebracht. Bei so einer Beleuchtung, meint er, sei es nicht nur schwierig, zu lesen - selbst das Sitzen sei anstrengend. Wenn sich das nicht ändere, würde er in den nächsten drei Monaten erblinden, so der Politiker.
Haft in der Strafkolonie 6 in Melechowo
Wegen angeblichen Betrugs sitzt Nawalny in der Strafkolonie 6 in Melechowo etwa 260 Kilometer nordöstlich von Moskau - unter besonders harten Haftbedingungen. Im Mai bestätigte ein Gericht die neunjährige Haftstrafe. International gilt er als politischer Gefangener und schärfster Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin. Nawalny hatte sich in Deutschland von einem Giftanschlag im August 2020 erholt, war dann aber freiwillig nach Russland zurückgekehrt und sitzt seitdem in Haft.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.