Staatsoper: „Salome“

Der Duft von Liebestod

Kultur
02.02.2023 06:00

Premiere in der Wiener Staatsoper: Mit „Salome“ inszeniert Franzose Cyril Teste seine erst dritte Oper. Er sieht die schöne Prinzessin doppelt und versprüht Parfum im Zuschauerraum!

Die Aktualität ist erschreckend: Wilde Verhältnisse in Galiläa, Kindesmissbrauch, Inzest an der Tagesordnung, wenn Herodes seine Nichte Salome begehrt. Doch Regisseur Cyril Teste winkt ab: „Aktualität ist vergänglich. Ich suche die Universalität in dem Stoff.“ Vor fünf Jahren hat er „Festen“, Thomas Vinterbergs Dogma-Film über den Missbrauch eines Vaters an seinen Kindern, fürs Theater inszeniert: „Natürlich müssen wir unsere Kinder schützen“, sagt er, aber in seiner „Salome“ geht es vor allem um Verleugnung, Verschweigen, die Traumatisierung Salomes, die Teste doppelt auftreten lässt. Eine kindliche Vision der Salome steht der Sängerin zur Seite. Salome besingt den Mond als „silberne Blume“, keusch und rein: „Sie muss sich von der eigenen Kindheit befreien. Das Kind ist die Erinnerung, beschützt die große Salome. Der Mond steht für die verlorene Unschuld.“

Der französische Regisseur Cyril Teste inszeniert „Salome“ (Bild: (c) Victoria Nazarova)
Der französische Regisseur Cyril Teste inszeniert „Salome“

Es geht um verbotene Liebe. Zwischen Herodes und Salome, zwischen Salome und dem Propheten Jochanaan: „Er fühlt sich hingezogen, aber kann es nicht zulassen, muss das Wort Gottes verkündigen. Salome weiß nicht, wie sie jemanden lieben soll. Sie erschrickt vor seinem Blick, der in ihr das Kind und diese Reinheit entstehen lässt. Aber ich habe selbst keine Wahrheit dazu, es ist schwierig. Nur ein Satz Salomes ist ganz klar: ,Das Geheimnis der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes.‘ Vielleicht ist wahre Liebe erst im Tod möglich, und nicht in diesem Gefängnis. Ich glaube auch, Oscar Wilde ist in Salome versteckt", spielt Teste auf den als Homosexueller verfolgten Dichter des Stoffes an.

Malin Byström als „Salome“ (Bild: Staatsoper/Ashley Taylor)
Malin Byström als „Salome“
„Herodes“ Gerhard Siegel begehrt seine Stieftochter Salome (Bild: Staatsoper/Ashley Taylor)
„Herodes“ Gerhard Siegel begehrt seine Stieftochter Salome
Regisseur Cyril Teste setzt auf Live-Videoprojektionen und zwei Mal Salome: als Kind und Erwachsene (Bild: Staatsoper/Ashley Taylor)
Regisseur Cyril Teste setzt auf Live-Videoprojektionen und zwei Mal Salome: als Kind und Erwachsene
(Bild: Staatsoper/Ashley Taylor)
Michaela Schuster als „Herodias“ (Bild: Staatsoper/Ashley Taylor)
Michaela Schuster als „Herodias“

Cyril Teste begann mit Malerei, ging zum Theater, ist Schauspieler, Stückeschreiber, Filmemacher und entdeckte schließlich auch Oper für sich: „Ich arbeite für die Musik, lasse nicht die Musik für mich arbeiten. Ich male ein Porträt der Musik. Oper ist für mich eine totale Kunst.“ Er arbeitet mit Live-Video - und Gerüchen: Er hält einem einen Duftstreifen mit „Salomes Parfüm“ unter die Nase. Dieses wird bei Salomes „Tanz der sieben Schleier" in der Oper versprüht und soll das Publikum berauschen.


Stefan Musil

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