Fleischer sperrt zu

Baustelle war für Traditionsmetzger Todesstoß

Oberösterreich
02.02.2023 10:00

In Scharnstein wird seit Mai die B 120 und die Ortsdurchfahrt saniert. Ende November war das Ende der Arbeiten geplant. Weil sich das Projekt weiter in die Länge zieht, schmeißt der erste Gewerbetreibende nun hin. 

Vor 97 Jahren sperrte in Scharnstein die Fleischhauerei Hüthmayr auf. Nun ist das bittere Aus besiegelt. „Es geht sich nicht mehr aus. Durch die lange Sperre der B 120 im Ortszentrum und die Umleitung des Durchzugsverkehrs habe ich ein Drittel weniger Umsatz. Dazu kommen die hohen Energiepreise und die gestiegenen Rohstoffkosten“, erzählt Metzgermeister Hans Hüthmayr.

Bis vor ein paar Tagen hat er noch auf eine Wende gehofft. „Wie es aussieht, wird die Baustelle aber noch sehr lange bleiben. Dabei hat es im Mai des Vorjahres noch geheißen, dass spätestens im November die Arbeiten fertig sind“, ist Hüthmayr bitter enttäuscht.

Tochter hätte Geschäft übernehmen sollen
In den kommenden Tagen wird er mit dem Steuerberater alle rechtlichen Angelegenheiten rund um die Schließung klären und sich um einen neuen Job umsehen. Insgesamt verlieren fünf Personen ihre Arbeit - darunter auch Ehefrau Dzemila und Tochter Belinda. Die 22-jährige Fleischermeisterin hätte das Geschäft ihres Ururgroßvaters weiterführen sollen. „Ich hätte mir nie gedacht, dass es so weit kommt!“

Belinda Mittermaier musste bereits sieben Mitarbeiter kündigen. (Bild: Markus Wenzel)
Belinda Mittermaier musste bereits sieben Mitarbeiter kündigen.

Sieben Kündigungen in Konditorei
Ein paar Meter weiter kämpft auch die 1924 eröffnete Konditorei Mittermaier ums Überleben. Von den 23 Mitarbeitern haben bereits sieben den blauen Brief erhalten. „Wir werden irgendwann einen schönen neuen Ortsplatz bekommen, dafür keine Geschäfte mehr rundherum haben“, meint Seniorchef Kurt Mittermaier.

Kritik an Baustellen-Chaos
Die Geschäftsführung übergab er vor sieben Jahren an Tochter Belinda. „Es sind nicht nur die lange Sperre und die chaotische Planung und Umsetzung der Baustelle, die mich ärgern. Die Verkehrsführung ist für Ansässige und Auswärtige total verwirrend“, so die 26-Jährige.

Auch Trafikantin Petra Steinhauser kämpft mit den gewaltigen Umsatzrückgängen. (Bild: Wenzel Markus)
Auch Trafikantin Petra Steinhauser kämpft mit den gewaltigen Umsatzrückgängen.

Auch Trafikantin ist sauer
Schwere Zeiten beklagt auch Trafikantin Petra Steinhauser. „Ich habe die Öffnungszeiten verringert, hoffe, so über die Runden zu kommen.“

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