Neue Sanktionen
Wegen Krieg: EU boykottiert russischen Diesel
Ab Sonntag werden wieder neue Sanktionen gegen Moskau verhängt. Künftig will die EU damit keine Raffinerieprodukte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland abnehmen - um es dem russischen Präsidenten Wladimir Putin schwerer zu machen, seinen Angriffskrieg zu finanzieren. Aber auch Europa wird diesen Schritt spüren.
„Aus unserer Sicht ist die Versorgung mit Kraftstoffen in Österreich gesichert“, erklärte Hedwig Doloszeski, Geschäftsführerin des österreichischen Fachverbands der Mineralölindustrie (FVMI). „Wir erwarten aber, dass die Lage am europäischen Markt, speziell bei Diesel, weiter angespannt bleibt.“
Österreich selbst hat laut Fachverband schon vor dem Ukraine-Krieg nur geringe Mengen direkt aus Russland bezogen. Seit April 2022 gibt es überhaupt keine Importe russischer Erdölprodukte mehr und auch in der Raffinerie Schwechat wird kein russisches Erdöl verarbeitet.
Wie sehr ist Europa von russischen Erdölprodukten abhängig?
Europa gilt als Diesel-Importmarkt. „Aufgrund der geopolitischen Lage und fehlender russischer Mengen ist aktuell weniger Diesel am europäischen Markt verfügbar“, so Doloszeski. Im Jahr 2021 kamen laut Eurostat-Zahlen 30,9 Millionen Tonnen Diesel aus Russland nach Europa, das entspricht einem Marktanteil von rund zehn Prozent. Laut dem deutschen Mineralölverband Fuels und Energie kommt Ersatz aus den USA, Westeuropa und dem arabischen Raum. Für den Notfall gibt es eine staatliche Kraftstoffreserve für eigentlich 90 Tage.
Wird Diesel an der Zapfsäule teurer?
Dass Diesel an der Zapfsäule teurer wird, ist nicht ausgeschlossen. Experten wie der deutsche Energieökonom Jens Südekum erwarten aber keine dramatischen Preissprünge. Das Embargo wurde lange im Voraus angekündigt, entsprechend voll seien die Diesellager.
Wie schon beim Importstopp für Rohöl will die EU zusammen mit den neuen Einfuhrbeschränkungen einen Preisdeckel für russische Erdölprodukte durchsetzen. Das heißt, sie will gemeinsam mit Partnern wie den USA Russland zwingen, diese Stoffe an Drittstaaten unter Marktpreis zu verkaufen. Eine am Freitag von Regierungsvertretern erzielte Absprache sieht eine Preisobergrenze von vorerst 100 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) vor, wie mehrere Diplomaten laut der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel bestätigten. Umgerechnet sind das derzeit rund 91 Euro.
Tut das Embargo Russland wirklich weh?
Experten erwarten, dass die Sanktionen die russische Erzeugung von Erdölprodukten drücken werden - um 15 Prozent auf etwa 230 Millionen Tonnen im heurigen Jahr. Jedoch gibt niemand in Russland Sanktionsschmerzen zu. Vielmehr betont die Führung in Moskau, dass sich das Öl auf dem Weltmarkt ohnehin vermische und sie andere Absatzwege finde - in Indien etwa. Allerdings muss Russland große Preisnachlässe gewähren, Experten zufolge etwa 30 Prozent im Vergleich zu westlichen Ölsorten.
Wird das EU-Embargo eingehalten?
Russland hat nach einer Recherche des „Economist“ Wege gefunden, das Öl-Embargo zu umgehen. Demnach entwickelt sich ein Graumarkt mit eigenen Schiffs- und Versicherungskapazitäten, teils gestützt auf Garantien des russischen Staates. Gegen den internationalen Preisdeckel für Rohöl wehrte sich Putin mit der Anordnung, ab 1. Februar nicht mehr in Länder zu liefern, die ihn einhalten.
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