Paris macht Druck

Gilt Wasserstoff durch Atomstrom bald als „grün“?

Ausland
03.02.2023 18:47

Nach der Einstufung der Atomkraft als nachhaltige Energieform in der seit Jahresbeginn geltenden EU-Taxonomie macht nun Frankreich auch Druck, auch mit Atomenergie erzeugten Wasserstoff als erneuerbare Energie anzuerkennen. Einige EU-Mitgliedsstaaten wie Österreich, aber auch das gewichtige Deutschland, sind dagegen, ging am Freitag aus einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hervor.

Demnach schrieben Minister aus Frankreich, Polen, der Tschechischen Republik und sechs weiteren EU-Ländern dieser Tage an die Europäische Kommission und forderten diese dazu auf, mit Atomenergie erzeugten Wasserstoff als erneuerbare Energie in die EU-Klimaziele aufzunehmen. Emissionsfrei hergestellter Wasserstoff ist grundsätzlich sehr wichtig in den EU-Plänen, deren Ziel es ist, den CO2-Ausstoß der Düngemittel- und Stahlproduktion zu reduzieren.

(Bild: AFP)
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (Bild: AFP)
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen

Der größte Teil des heute in der europäischen Industrie verwendeten Wasserstoffs wird aus CO2-intensiver Kohle und Gas hergestellt. Wasserstoff kann auch mit Strom hergestellt werden, daher will die EU sektorale Ziele für Wasserstoff aus erneuerbarem Strom festlegen. Atomstrom ist kohlenstoffarm, aber nicht erneuerbar. „Nur erneuerbare Ziele würden die Geschwindigkeit der Entwicklung unserer Wasserstoffwirtschaft begrenzen“, heißt es laut Reuters in dem Schreiben, das auch von Rumänien, Bulgarien, Slowenien, Kroatien, der Slowakei und Ungarn unterzeichnet wurde. Frankreich hat in der Vergangenheit etwa 70 Prozent seines Stroms aus Kernenergie erzeugt, obwohl der Anteil aufgrund von Wartungsausfällen tiefer war als üblich. Die anderen Unterzeichnerstaaten nutzen entweder bereits Atomkraft oder planen den Bau erster Reaktoren.

Warnung vor „Verwässerung“ der Klimaziele
Neben Österreich und Deutschland lehnen dem Bericht zufolge auch Dänemark und Luxemburg die Pläne ab. Die Gegner der Idee argumentieren, dass sich die EU-Ziele ausschließlich auf erneuerbare Quellen wie Wind und Sonne konzentrieren sollten, um Anreize für den massiven Ausbau erneuerbarer Energien zu schaffen, der erforderlich ist, um Europas Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. „Es geht um erneuerbare Energien. Atomenergie ist keine erneuerbare Energieform“, sagte ein EU-Beamter, der davor warnte, die Ziele für erneuerbare Energien zu „verwässern“.

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