Längst hat sich der Verein gegen Tierfabriken als Aufdecker-Organisation etabliert. Wer aber ist Herz, Hirn, Motor dahinter? Und wie hält David Richter das Tierleid aus?
Er ist 46, Papa von drei Kindern, stammt ursprünglich aus Wien, fühlt sich nach 16 Jahren hier aber als waschechter Steirer. David Richter ist nicht so, wie man sich einen Tier-Aktivisten klischeehaft vielleicht vorstellt. Er ist einer, der wütenden Jägern oder Bauern stets mutig die Stirn bietet - dabei aber nicht die Fäuste ballt. Seine Waffe sind die Worte. Er bleibt stets ruhig, sehr sachlich, ist auffallend redegewandt. Und er ist von unendlicher Geduld.
Die braucht er auch. Denn „im Tierschutz hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Aber viel mehr ist noch zu tun“, sagt der Steirer. Stichwort Tiertransporte, eine Sparte, für die der VGT bekannt ist. Und ein Horror, der Richter ursprünglich zum Tierschützer werden ließ. „Ich hab’ als Jugendlicher eine Dokumentation darüber gesehen. Da wurde eine Kuh von einem Kran auf ein Schiff gehievt, dafür wurde sie nur an den Hörnern an einem Seil aufgehängt. Unter ihrem massiven Gewicht brach ein Horn.“
Ich war so schockiert, wie der Mensch da mit fühlenden, schmerzempfindenden Lebewesen umgeht,
David Richter
„Da habe ich das Vertrauen verloren“
Sie knallte mit voller Wucht auf den Boden. „Ich war so schockiert, wie der Mensch da mit fühlenden, schmerzempfindenden Lebewesen umgeht, ich kann das gar nicht in Worte fassen.“ Immer mehr Tierleid fiel Richter auf: „Ich war auf Bauernhöfen, wo vor Jahrzehnten Schweine echt noch am Boden festgegurtet waren, wo es kaum Stroh für Tiere gab, sie an kurzen Ketten hingen. Und da habe ich das Vertrauen verloren. Dahingehend, dass der Mensch human mit Tieren umgeht. Und dass unsere Gesetze ausreichen.“
Als er schließlich sah, wie winzige, hilflose Kälber, die noch Muttermilch brauchen, brutal auf Transporter getrieben und dabei auf sie eingedroschen, getreten, eingeschlagen wurde, da wusste er: Er wird Tierschützer. Mit Leib und Seele.
Aus „Kriminellen“ wurden „Aufdecker“
Mittlerweile hat der VGT in der Steiermark nicht zuletzt wegen David Richter viel erreicht. Vor Jahren noch als „Kriminelle, die einbrechen“ verschrien, werden sie jetzt als Aufdecker wertgeschätzt. Ohne die wir nicht wüssten, was hinter verschlossenen Türen passiert. Wie jüngst, als hilflose Küken im Mastbetrieb emotionslos zertreten wurden, Hühner mit dem Traktor zermalmt. Wir wüssten nicht, was bei Treibjagden abgeht. Wie Schweine oft genug leben, auf Spaltböden, ohne je die Sonne zu sehen. Zusammengepfercht. Nicht so, wie es uns Werbung glauben machen will. Wie es im Schlachthaus zugehen kann.
Aber wie hält einer, der Tiere so liebt, Veganer ist, das ganze Elend eigentlich aus? „Dadurch, dass wir Erfolge erzielen und sich im Bewusstsein der Menschen etwas ändert. Und durch den immer größer werdenden Zuspruch aus der Bevölkerung“, sagt Richter.
Und wenn es gar nicht mehr auszuhalten ist, „dann leg ich mich zu meinen Schweinen ,Bruno’ und ,Willi’ , gerettet aus der Massentierhaltung. Ihr zufriedenes Grunzen ist mein Auftrag.“
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