Eine unscheinbare Firma namens Lifebrain wurde durch das Coronavirus über Nacht zum Giganten. Nun macht der Testriese in Wien dicht und blickt zurück auf drei Jahre Pandemie.
Für alle, die sich in Wien auf das Coronavirus testen lassen wollen oder müssen, soll sich bis zum 30. Juni nichts ändern - bis dahin laufen noch die Verträge zwischen der Stadt Wien und dem Test-Abwickler Lifebrain.
Ein Gigant liquidiert sich selbst
Hinter den Kulissen freilich wird das ganze System schon heruntergefahren: Von der Teststruktur mit einst bis zu 1700 Mitarbeitern in fünf ehemaligen Krankenhaus-Pavillons auf der Baumgartner Höhe soll im Juli nichts mehr übrig sein. Lifebrain wird dann wieder werden, was es seit 2013 war: Anbieter von Tests aller Art in Ländern mit wenig medizinischen Labors, etwa mit 300 Standorten in Italien.
Lifebrain hat rund 65 Millionen Euro in Wien investiert und mitten in der Pandemie hochwertige Arbeitsplätze geschaffen.
LifeBrain-Sprecher Florian Faber
Die Stunde von Lifebrain
Im Sommer 2020 schlug die Stunde von Lifebrain als Coronavirus-Tester: Immer noch waren Nasenbohrer-Tests der einzige Gradmesser der Pandemie, PCR-Tests kosteten mindestens 200 Euro. Lifebrain-Gründer Michael Havel war sicher, dass er Tests billiger abwickeln könnte, und die Stadt Wien sagte zu. Dann ging alles Schlag auf Schlag: Am 23. November begann die Firma mit dem Aufbau der Infrastruktur in Wien, drei Wochen später nahm das erste Labor mit einer Kapazität von 30.000 Tests pro Tag den Betrieb auf.
Weitere zwei Wochen später startete „Alles Gurgelt“, vorerst nur für Unternehmen. Als das Testprogramm im März 2021 für die Wiener Bevölkerung geöffnet wurde, explodierten die Zahlen: Aus 70 Mitarbeitern wurden 300, aus zwei Stockwerken in einem Pavillon wurden fünf ganze Gebäude. Das Versprechen, Resultate innerhalb von 24 Stunden zu liefern, wurde zu 99,8 Prozent eingehalten.
Sinkflug seit Deckelung für Gratis-Tests
Schon seit fast einem Jahr schrumpft Lifebrain wieder. Nach der Deckelung auf fünf Gratis-Tests pro Monat blieben nur 600 Beschäftigte übrig. 500 von ihnen bekommen in den nächsten Tagen die Kündigung.
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