Retter im Dauereinsatz

Fünf Lawinentote allein am Sonntag in Tirol

Tirol
05.02.2023 13:00

In Tirol überschlagen sich am Sonntag hinsichtlich Lawinen die Ereignisse! Nachdem in Osttirol ein Schneepflugfahrer und im Kaunertal ein 62-jähriger Tourengeher tot aufgefunden worden waren, wurden nun auch die Leichen der zwei in St. Anton am Arlberg verschütteten Wintersportler geborgen. Auch im Ötztal kam es am Vormittag zu einem tödlichen Lawinendrama. Am frühen Nachmittag lief ein großer Einsatz im Schmirntal an - sechs Verschüttete konnten befreit werden.

Schauplatz St. Anton am Arlberg: Ein 29-jähriger Skiführer war mit zwei Gästen (33 und 64 Jahre) am Samstag vom Kapall aus im freien Gelände über die Variantenabfahrt „Törli“ abgefahren. In einer Rinne löste sich dann plötzlich ein Schneebrett, das den Skiführer und den jüngeren Gast mitriss und die beiden verschüttete. Der 64-jährige Augenzeuge schlug sofort Alarm - er konnte von einem Notarzthubschrauber unverletzt geborgen werden.

Symbolbild (Bild: zoom.tirol)
Symbolbild

Einsätze mussten abgebrochen werden
Hinsichtlich der beiden Verschütteten begann ein Wettlauf gegen die Zeit. Ein Sucheinsatz lief an - dieser musste jedoch gegen 11 Uhr unterbrochen werden: zu riskant für die Retter! Gegen Mittag konnten die beiden Opfer aus der Luft geortet werden. Am Nachmittag starteten die Einsatzkräfte erneut einen Versuch, die Wintersportler zu bergen. Doch letztlich musste auch diese Aktion aufgrund der gefährlichen Situation abgebrochen werden. Laut Leitstelle wurde der Einsatz Sonntagfrüh wieder aufgenommen.

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Es wurden Einsatzkräfte postiert, die den Hang darüber beobachten. Im Fall des Falles können diese die Suchtrupps warnen.

Leitstelle Tirol

Wie die Leitstelle gegenüber der „Krone“ am Vormittag schilderte, konnten wieder zwei Signale empfangen werden. „Es wurden Einsatzkräfte postiert, die den Hang darüber beobachten. Im Fall des Falles können diese die Suchtrupps warnen.“ Am Vormittag wurden schließlich beide Verschütteten tot gefunden und ausgegraben.

Hund kam alleine nach Hause - Herrl tot geborgen
Schauplatzwechsel ins Kaunertal. Dort war am Samstagvormittag ein 62-jähriger Einheimischer zu einer Skitour auf die Hohe Aifnerspitze in Kaunerberg aufgebrochen. Gegen 13.30 Uhr kam plötzlich sein Hund nach Hause. Alleine! Zunächst suchten die Angehörigen nach dem Mann - anschließend schlugen sie Alarm. Auf der Südostseite der Hohen Aifnerspitze wurde folglich ein frischer Lawinenkegel entdeckt. 

Der Lawinenabgang im Kaunertal (Bild: zeitungsfoto.at)
Der Lawinenabgang im Kaunertal

Vom Polizeihubschrauber aus wurde eine Suche mittels LVS-Gerät gestartet. Diese verlief erfolglos. „Eine Bodensuche der Alpinpolizei und der Bergrettung Kaunertal war aufgrund der akuten Lawinengefahr in dem steilen und weitläufigen Gelände nicht möglich“, heißt es vonseiten der Ermittler. Am Sonntag wurde die Suche fortgesetzt. Am späten Vormittag herrschte dann traurige Gewissheit: Der 62-Jährige wurde tot aufgefunden.

Todesdrama um Schneepflugfahrer
Bei einem weiteren Lawinenabgang in Osttirol kam zudem ein 59-jähriger Mann ums Leben. Er dürfte bereits am Samstag von Schneemassen erfasst worden sein, als er mit seinem Schneepflug in Nußdorf-Debant Schnee räumte. 200 Meter weit wurde das Gefährt von der Lawine mitgerissen. Die Leiche des 59-Jährigen wurde ebenfalls am Sonntag geborgen.

Seit Freitag starben in Westösterreich acht Menschen:

Lawinenabgang im Ötztal: 55-Jähriger tot
Im Eisenkar am Geigenkamm in Längenfeld ging Sonntagvormittag eine Lawine ab. Drei Personen waren beteiligt - zwei davon wurden teilweise, eine von ihnen komplett verschüttet. Für den 55-jährigen Mann kam jede Hilfe zu spät.

Auch in Längenfeld im Ötztal kam es am Sonntag zu einem tödlichen Lawinenunglück (Bild: zoom.tirol)
Auch in Längenfeld im Ötztal kam es am Sonntag zu einem tödlichen Lawinenunglück

Großeinsatz im Schmirntal
Am frühen Nachmittag wurde ein Lawinenabgang mit drei Verschütteten im Schmirntal am Tuxer Hauptkamm gemeldet. Vier Hubschrauber, Bergrettung und Alpinpolizei standen im Sucheinsatz. Sämtliche Personen konnten befreit werden. Ein Mann und eine Frau mussten jedoch verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden, berichtete Jörg Randl, Leiter der Alpinpolizei im Bezirk Innsbruck-Land.

Viele weitere Lawinen - Tragödie im Zillertal
In ganz Tirol waren bereits am Samstag zahlreiche Lawinen abgegangen. Bis zum späten Nachmittag zählte die Leitstelle rund 30 Abgänge, mehr als zehn davon mit (vermuteter) Personenbeteiligung. In den restlichen Fällen habe es sich um sogenannte Negativlawinen gehandelt, die gemeldet wurden und bei denen keine Personen involviert waren.

Besonders tragisch war am Samstag ein Unglück in Kaltenbach im Zillertal: Dort fuhr ein 17-jähriger Neuseeländer nördlich der gesperrten schwarzen Piste Nr. 3 ins freie Gelände ein und wurde schließlich von Schneemassen verschüttet. „Nachdem der Jugendliche nicht mehr auftauchte und nicht erreichbar war, wurde eine Suche gestartet“, so die Polizei. Letztlich konnte der Verschüttete geortet und ausgegraben werden. Für ihn kam jede Hilfe zu spät.

Stufe 4: Weiter große Lawinengefahr in Tirol
Auch am Sonntag herrscht in Tirol gebietsweise noch große Lawinengefahr: Stufe 4 der fünfteiligen Skala! „Die Schneedecke ist oberhalb von rund 1600 Metern sehr instabil. Seit Donnerstag fielen verbreitet 30 bis 80 Zentimeter Schnee, lokal auch mehr. Der starke Wind hat den Neuschnee intensiv verfrachtet“, heißt es vonseiten des Lawinenwarndienstes.

Und weiter: „Die Gefährdung bezieht sich vor allem auf alpines Schneesportgelände. Neu- und Triebschnee können an allen Expositionen sehr leicht ausgelöst werden, dies bereits durch einzelne Wintersportler. Die Gefahrenstellen sind weitverbreitet und auch für Geübte kaum zu erkennen, besonders auch im Bereich der Waldgrenze sowie unterhalb dieser.“

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