Im Schnitt mindestens acht ausgediente Elektro- und Elektronikgeräte hat jeder österreichische Haushalt gebunkert. Das geht aus einer Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) aus dem Jahr 2021 hervor. „Bei vier Millionen österreichischen Haushalten sprechen wir hier von rund 32 Millionen Elektrogeräten samt Batterien, die ungenutzt gelagert werden“, umreißt Elisabeth Giehser, Geschäftsführerin der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle, das Problem. Ursache dessen ist oftmals die Sorge um die eigenen Daten.
Im Sinne der Ressourcenschonung wäre es laut Giehser wichtig, „zu Hause und auch in Büros alle nicht mehr genutzten Geräte zu sichten und sie entweder, wenn sie noch funktionieren, weiterzunutzen oder sie einer korrekten Entsorgung zuzuführen.“ Doch dazu scheint noch sehr viel Überzeugungsarbeit notwendig. Denn der BOKU-Studie zufolge horten die Österreicher Altgeräte nicht nur aus Bequemlichkeit oder nostalgischen Gründen. 15 Prozent der rund 600 Befragten gaben auch die Datensicherheit als Grund an, die Geräte nicht zu entsorgen oder einer Wiederverwertung zuzuführen.
Sorge um Daten
Dabei ist es keine Hexerei, Daten zu sichern, bevor die Altgeräte weitergegeben bzw. recycelt werden können, sagen Experten und Expertinnen. „Im Prinzip gilt: Je moderner das Gerät, umso einfacher sind die Daten zu löschen“, erläutert Herbert Leitold, Leiter des Zentrums für sichere Informationstechnologie - Austria (A-SIT). Das betrifft bei Smartphones iPhones und Android-Handys gleichermaßen, allerdings mit unterschiedlichen Baujahren. Bei halbwegs aktuellen Geräten ist der Speicherplatz verschlüsselt. Damit reicht es, den Schlüssel zu löschen, und die Daten sind sicher. Das machen User, wenn sie ihre Geräte auf Werkseinstellungen zurücksetzen. Allerdings ist es geraten, vorher von jenen Daten ein Backup zu erstellen, die man weiter braucht.
Das gilt allerdings nur mit Einschränkungen, denn die Sicherheit dieses Vorgehens hängt vom verwendeten Verschlüsselungsalgorithmus und Schlüssel ab. „Apples iOS verschlüsselt Daten seit dem iPhone 3GS beziehungsweise seit dem ersten iPad standardmäßig. Googles Android unterstützt die Funktion seit Version 3.0 und je nach Gerätetyp ist die Verschlüsselung seit etwa Version 6.0 standardmäßig aktiv“, heißt es auf der vom A-SIT betreuten Homepage onlinesicherheit.gv.at.
Komplizierter ist es bei Festplatten von Computern. Es genügt jedenfalls nicht, Dateien unter Windows zu löschen und den Papierkorb zu leeren. Dabei werden nur die Verweise auf die Daten gelöscht, sodass diese vom Betriebssystem nicht mehr gefunden werden. Sie sind aber weiter auf der Festplatte. Zuverlässig ist nur die Überschreibung der Daten auf der Festplatte, nachdem diese formatiert wurde. Die Daten zusätzlich zu verschlüsseln, hilft ebenfalls. Die Daten zu löschen bzw. elektronisch zu schreddern birgt, egal mit welcher Methode, immer ein Restrisiko, wie auf onlinesicherheit.gv.at aufmerksam gemacht wird. Ganz sicher ist nur die mechanische Vernichtung, das Schreddern der Festplatte. Was allerdings das Recycling aufwendig macht.
Tatsächlich ist auch beim mechanischen Schreddern noch eine Rückgewinnung der Rohstoffe zumindest teilweise möglich, die Prozesse werden aber sehr aufwendig und teuer. Der deutsche Öko-Pionier Michael Braungart äußerte sich erst dieser Tage in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ skeptisch gegenüber der Sinnhaftigkeit vom Recycling bei Mobiltelefonen: „Von 41 seltenen Elementen, die wir darin finden, werden gerade neun zurückgewonnen“, sagte er.
Brandgefahr durch Akkus
Allerdings bergen Elektro-Altgeräte, die zu Hause noch gehortet werden, auch andere Gefahren. Johann Mayer, Bundeskoordinator der ARGE Abfallwirtschaft, warnt etwa vor den in vielen Geräten eingebauten und für Normalverbraucher nicht zu entfernenden Akkus, weil das darin enthaltene Lithium sehr reaktionsfähig und leicht brennbar ist. Wird ein Altgerät nicht richtig gelagert, ist die Gefahr der Selbstentzündung nicht zu unterschätzen. Fälle gab es in der Vergangenheit einige: Manche der spektakulärsten Brände in Wien der vergangenen Jahre sind auf elektronische Geräte und deren Akkus zurückzuführen. Nicht zuletzt deshalb dürften Altgeräte besser dort aufgehoben sein, wo sich Experten und Expertinnen um Wiederverwertung, Rohstoffrückgewinnung und sichere Lagerung bemühen können.
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