Der Verdacht wiegt schwer: Ein drei Jahre alter Bub aus Wien soll im Nobel-Skiort Lech in Vorarlberg von einem Skilehrer missbraucht worden sein. Doch es könnte weitere Opfer geben ...
Der Vorfall soll am 11. Jänner bei einem Skiurlaub mit der Familie passiert sein. Zwei Tage war das Kind bereits in der Skikinderbetreuung, als die Eltern merkten, dass mit dem Kind etwas nicht stimmte. Der Dreijährige sollte sich schlussendlich seinen Eltern öffnen. Zurück in Wien wurde umgehend Anzeige gegen den mutmaßlichen Täter erstattet. Er soll auch als Kindergartenpädagoge tätig sein. Die Vorarlberger Polizei nahm Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs von Unmündigen auf.
„Kinder weinten und waren verängstigt“
Doch es könnte weitere Opfer geben: Beim Bündnis Kinderschutz Österreich - einem Verein gegen Missbrauch an und Misshandlung von Kindern - haben sich zwei weitere Familien gemeldet, deren Kinder zur gleichen Zeit wie der Bub aus Wien in der Einrichtung und womöglich betroffen waren. „Beide Kinder wollten plötzlich nicht mehr in den Kurs gehen, weinten und waren verängstigt“, meinte Roberto D‘Atri, Obmann des Wiener Kinderschutz-Vereins, am Sonntag im Gespräch mit der APA.
In den beiden bisher medial nicht bekannten Verdachtsfällen - es handelt sich um Urlauber-Familien aus dem Ausland - hätten die Eltern Psychologen beigezogen. Deren womöglich ebenfalls von Übergriffen betroffene Kinder sind drei bzw. dreieinhalb Jahre alt.
Die Polizei muss jetzt die Teilnehmerliste mit allen Kindern durchgehen und umgehend die Eltern kontaktieren.
Vereinsobmann Roberto D‘Atri
Der Wiener Kinderschutz-Verein verlangt nun mit Nachdruck weitere Schritte und Maßnahmen, um die Vorgänge in der Kinderbetreuungseinrichtung restlos aufklären zu können. „Die Polizei muss jetzt die Teilnehmerliste mit allen Kindern durchgehen und umgehend die Eltern kontaktieren“, forderte Vereinsobmann D‘Atri.
Seitens der Vorarlberger Landespolizeidirektion hieß es am Sonntag auf APA-Anfrage, man wisse derzeit nichts von weiteren Verdachtsfällen. Auf die Frage, wann und ob der vom Wiener Buben als Tatverdächtige bezeichnete Mann als Beschuldigter vernommen wurde, gab es keine Auskunft. Es handle sich um laufende Ermittlungen, daher würden dazu keine Informationen erteilt, meinte die Pressestelle.
Wir arbeiten seit der ersten Minute intensiv mit der Polizei zusammen, damit eine rasche und umfassende Aufklärung möglich ist.
Die Leiterin der Kinderbetreuungseinrichtung
„Missbrauch absolut zu verurteilen“
Die Kinderbetreuungseinrichtung zeigte sich am Sonntag „schockiert“ über den Verdachtsfall hinsichtlich des Wiener Buben. „Wir arbeiten seit der ersten Minute intensiv mit der Polizei zusammen, damit eine rasche und umfassende Aufklärung möglich ist. Unser Mitgefühl gilt dem Kind und seiner Familie. Für mich ist jede Art von Missbrauch gegenüber Kindern das Schlimmste überhaupt und absolut zu verurteilen“, teilte die Leiterin in einer Presseaussendung mit.
Tatverdächtige hat Wohnsitz im Ausland
Der unter Tatverdacht geratene Mitarbeiter arbeite nicht mehr in der Kinderbetreuungsstätte, betonte sie. Dessen Arbeitsverhältnis sei bis Ende Jänner befristet gewesen. Das wirft die Frage auf, ob sich der Mann überhaupt noch in Vorarlberg befindet und für polizeiliche Befragungen zur Verfügung steht. Nach Informationen der APA handelt sich um einen jungen Mann mit einem Wohnsitz im entfernteren Ausland.
Das Bündnis Kinderschutz Österreich widerspricht jedoch der Version der Einrichtung, dass das Arbeitsverhältnis bis Ende Jänner befristet gewesen sei. Aus Aufzeichnungen gehe hervor, dass der Mitarbeiter ursprünglich bis 15. April vorgesehen war. Zudem gebe es Fotos, denen zufolge sich der Mann jedenfalls noch am 1. Februar - offenbar bei einer Krisensitzung nach einer polizeilichen Zeugenbefragung der Leiterin - in der Einrichtung aufgehalten habe.
Dass der Tatverdächtige zu diesem Zeitpunkt von der Vorarlberger Polizei noch nicht mit dem gegen ihn gerichteten Verdacht konfrontiert worden war, hatte Nikolaus Rast, der Anwalt des Vaters des Wiener Buben, bereits am Freitag scharf kritisiert. Damit bekomme „der dümmste Verbrecher der Welt Gelegenheit, allfällige Beweismittel zu vernichten“, meinte Rast.
Das Bündnis Kinderschutz Österreich befürchtet, man wolle in Lech mitten in der Winter-Hochsaison einen Missbrauchsfall „mit allen Mitteln vertuschen“. D‘Atri verlangte am Sonntag die Schließung der Betreuungseinrichtung sowie den Rücktritt des Lecher Bürgermeisters Gerhard Lucian, der am Freitag fälschlicherweise behauptet hätte, der Tatverdächtige sei nur bis Ende Jänner angestellt gewesen und nicht mehr in der Einrichtung tätig.
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