Seit Jahren im Einsatz

Unter Trump gab es auch schon Ballon-Sichtungen

Ausland
05.02.2023 15:59

Die US-Republikaner - unter ihnen auch der vormalige Präsident Donald Trump - hatten nach dem Auftauchen des chinesischen Beobachtungsballons vehement dessen Abschuss und eine härtere Gangart gegenüber China gefordert. Doch nun, nach dem erfolgreichen Einsatz der Luftwaffe am Samstag, ist bekannt geworden, dass es sich nicht um das erste Eindringen von solchen Flugobjekten in den US-Flugraum gehandelt hatte. Just unter Trump soll es „mindestens drei“ solcher Überflüge gegeben haben.

China besitze eine ganze Flotte von Überwachungsballons, sagte ein Pentagon-Beamter laut dem US-Sender ABC, der auch den Ballon über Lateinamerika dazuzählte. Sie seien früher schon über fünf Kontinenten gesichtet worden, einschließlich Ostasien, Südasien und Europa. Die kolumbianische Luftwaffe berichtete am Samstag, ein Objekt mit „ähnlichen Eigenschaften wie ein Ballon“ sei in seinen Luftraum eingedrungen. Es sei am Freitagmorgen in rund 17 Kilometern Höhe entdeckt worden, sei aber „keine Gefahr für die nationale Sicherheit“.

Die Tatsache, dass es offenbar seit Jahren Ballon-Überflüge gibt, weckt in der Öffentlichkeit die Frage, warum damals so wenig und dieses Mal so viel Wirbel darum gemacht wurde. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet unter Berufung auf einen ehemaligen hochrangigen Beamten der Trump-Administration, dass sich damals die Ballons nicht in der Nähe von kritischer Infrastruktur befunden hätten. Außerdem seien die chinesischen Fluggeräte mit viel weniger Equipment beladen gewesen.

Donald Trump will zurück ins Weiße Haus - was bedeutet das für den Ukraine-Krieg? (Bild: AP)
Donald Trump will zurück ins Weiße Haus - was bedeutet das für den Ukraine-Krieg?

Wollten Chinesen Radar der Amerikaner testen?
Der Einsatz von Ballons als Beobachtungsplattformen ist nicht unüblich, wie Experten schilderten. Sie könnten aus größerer Nähe mehr Details und Bewegungen über längere Zeit beobachten und seien für Radarsysteme schwer zu entdecken. Außerdem könnten sie Kommunikation abfangen. Die Steuerung sei heute deutlich verbessert, und sie seien billiger als Satelliten. Die „Washington Post“ berichtete unter Berufung auf Pentagon-Mitarbeiter, der Ballon hätte beispielsweise das US-Radar testen können, was wertvoll für einen künftigen Konflikt sein könnte. Alles werde klarer, wenn die Informationsbox geborgen werden könne. Aus Geheimdienstsicht könnte die Ballonreise am Ende von größerem Nutzen für die USA als für China sein.

Der Ballon wurde von einer Rakete eines F-22-Kampfflugzeugs in der Nähe von Myrtle Beach getroffen. (Bild: AP)
Der Ballon wurde von einer Rakete eines F-22-Kampfflugzeugs in der Nähe von Myrtle Beach getroffen.

Denn nun werden die Trümmer aus dem Meer geborgen und untersucht. Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums betonte am Sonntag, dass man sich von den Teilen und Geräten an Bord nähere Informationen über die Mission erhoffe. Die Ballon-Affäre entwickelte sich zu einer neuen schweren Belastung für die ohnehin angeschlagenen Beziehungen zwischen den beiden Mächten. Als Reaktion sagte US-Außenminister Antony Blinken seinen für Sonntag erwarteten Besuch in Peking am Freitag kurzfristig ab. Es wäre der erste Besuch eines US-Außenministers in China seit 2018 gewesen. Nach Medienberichten hätte Blinken auch von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping empfangen werden sollen.

China kündigt „notwendige Reaktionen“ an
Zwar waren die Erwartungen an den Besuch nicht groß, doch gab es Hoffnungen, dass er zu einer Beruhigung in den turbulenten und schwierigen Beziehungen führt. Chinesische Staatsmedien unterstellten Blinken, den Ballon nur als Vorwand für die Absage benutzt zu haben. Nachdem die Regierung das Eindringen des Ballons in den US-Luftraum zunächst ungewohnt defensiv „bedauert“ hatte, ging ein Pekinger Außenamtssprecher wieder in die Offensive: „Einige Politiker und Medien in den USA haben die Situation ausgenutzt, um China anzugreifen und in Verruf zu bringen.“ Chinas Regierung äußerte ihre „starke Unzufriedenheit“ über den Einsatz von Gewalt. Es sei eine „ernste Verletzung“ internationaler Praktiken. China behalte sich das Recht auf „notwendige Reaktionen“ vor, sagte der Sprecher.

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