Bis zu 22 Nachbeben

Über 1000 Tote nach Erdbeben in Türkei und Syrien

Ausland
06.02.2023 08:24

Mehr als 1400 Menschen sind am Montag bei schweren Erdbeben in der Türkei an der Grenze zu Syrien ums Leben gekommen. Alleine in der Türkei starben 912 Menschen, mehr als 5400 seien verletzt, hieß es laut Präsident Recep Tayyip Erdogan. In Syrien stiegen die Zahlen auf mehr als 540 Tote und rund 1.600 Verletzte. Etliche Gebäude sind eingestürzt, unter den Trümmern werden weitere Opfer vermutet. 

Allein in der Türkei wurden bereits etliche eingestürzte Gebäude gezählt. „Unsere Hauptaufgabe ist es, die Such- und Rettungsarbeiten durchzuführen, und dafür sind alle unsere Teams in Alarmbereitschaft“, sagte Innenminister Süleyman Soylu vor Reportern. Das Rote Kreuz mobilisierte Rettungskräfte und forderte die Menschen auf, beschädigte Häuser zu verlassen. Der türkische Innenminister rief das Volk auf, die Benutzung von Mobiltelefonen einzustellen, damit vorrangig Verschüttete erreicht werden können.

Erdbeben dauerte etwa eine Minute lang
Bilder in den Medien zeigen Menschen, die in den Trümmern nach Überlebenden suchten. Das Epizentrum lag nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad in der Provinz Kahramanmaras nahe der syrischen Grenze. Ein weiteres Beben der Stärke 6,6 sei kurz darauf in der Provinz Gaziantep gemessen worden. Das Geoforschungszentrum Potsdam gab in einer aktualisierten Einschätzung die Stärke mit 7,8 und 6,7 an. Das Beben war nach offiziellen Angaben auch in Israel zu spüren, das der Türkei Hilfe anbot. Das Erdbeben dauerte etwa eine Minute, berichtete ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur Reuters.

Das österreichische Außenministerium drückte in einer ersten Reaktion sein Mitgefühl und seine Solidarität mit den Opfern der Tragödie sowie den Rettungskräften aus. Von Geosphere Austria wurde das Erdbeben im Raum Gaziantep in der Türkei mit der Magnitude 7,8 gemessen.

In der Türkei sind nach Angaben des Innenministers mehrere Provinzen betroffen. Gebäude seien eingestürzt. Rettungsteams aus dem ganzen Land würden zusammengezogen. Man habe zudem die Alarmstufe vier ausgerufen und damit auch um internationale Hilfe gebeten. Es sei zu insgesamt 22, teils starken Nachbeben gekommen.

Zahlreiche Gebäude stürzten in den Städten ein
Laut der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA stürzten in zahlreichen Städten Gebäude ein. Fotos zeigten, wie Rettungsteams Menschen auf Tragbahren wegtrugen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums, Raed Ahmed, sagte laut SANA, dies sei das stärkste Beben in Syrien seit 1995. Eine Tsunamiwarnung für Italien wurde nach kurzer Zeit wieder aufgehoben.

Die Rettungsorganisation Weißhelme sprach ihrerseits von Dutzenden Toten. „Wir reagieren mit allem, was wir können, um diejenigen zu retten, die unter den Trümmern liegen“, sagte der Leiter der Gruppe, Raed Al Saleh. „Die Lage ist sehr tragisch“, sagte ein Mitglied der Gruppe. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb auf Twitter, „wir hoffen, dass wir diese Katastrophe gemeinsam in kürzester Zeit und mit möglichst geringem Schaden überstehen“.

Israel will der Türkei nach dem schweren Erdbeben humanitäre Hilfe leisten. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant wies die Armee und das Verteidigungsministerium an, entsprechende Vorbereitungen zu treffen. „Unsere Sicherheitskräfte sind bereit, jegliche notwendige Hilfe zu leisten“, sagte Galant. Israel habe Erfahrung mit Notfällen und dem Retten von Menschenleben.Auch in Zypern und im Libanon war das Beben zu spüren. Die Menschen in den libanesischen Städten Beirut und Tripoli flohen aus Angst vor einem Einsturz aus ihren Wohnhäusern, berichteten Augenzeugen. Auch die USA sichert der Türkei Unterstützung zu. 

Athen will Ankara trotz Spannungen nach Erdbeben helfen
Trotz der schweren Spannungen mit der Türkei ist auch Griechenland bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet zu schicken. „Griechenland wird sofort helfen“, erklärte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis.

Zwei der größten Kontinentalplatten grenzen aneinander
Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr.

Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre kamen im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.

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