Zufallstreffer?

Niederländer sagte Erdbeben nahezu exakt voraus

Ausland
06.02.2023 16:46

Ein niederländischer Twitter-User, der von sich selbst behauptet, am Forschungsinstitut Solar System Geometry Survey (SSGEOS) zu arbeiten, hatte vor drei Tagen in einem Tweet davor gewarnt, dass es bald zu einem schweren Erdbeben in der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien kommen werde. Mit erstaunlicher Präzision gab er auch die Stärke und das Epizentrum der Erdstöße an. Nach der Katastrophe in den Morgenstunden des Montags mit über 2000 Toten verbreitet sich diese Prognose wie ein Lauffeuer in den sozialen Medien. Geologen und Erdbebenforscher glauben aber eher an einen Zufallstreffer, als an wissenschaftliche Berechnungen des Niederländers Frank Hoogerbeets.

Hoogerbeets führte seine Erkenntnisse auf „kritische planetare Geometrie“ zurück. Dabei handelt es sich um bestimmte Positionen der Himmelskörper, die laut dem Niederländer und seinem Forschungsinstitut mit „aktiverer seismischer Aktivität“ in Verbindung stehe. „Die ersten Belege dafür, dass bestimmte geometrische Muster im Sonnensystem zu starken Erdbeben führen können, haben wir am 23. Juni 2014 gefunden, als sich drei Erdbeben mit einer Magnitude von 6 im Südpazifik ereigneten und nur Stunden später von drei weiteren im Nordpazifik mit einer Stärke von 7,9 gefolgt wurden“, erklärt das Institut auf seiner Website.

In diesem Video prognostizierte Hoogerbeets „größere seismische Aktivitäten“ im Zeitraum von 4 bis 6. Februar:

Allerdings wird die Wissenschaftlichkeit dieser Studien von anderen Geologen angezweifelt. So meinte Khalifa al-Abri, ein führender Seismologe aus Dubai, am Monag gegenüber dem Nachrichtensender Al Arabiya, dass es in der betreffenenden Region bereits drei Erdbeben mit eine Stärke von 6,0 oder höher gegeben habe. Man könne daher damit rechnen, dass ein stärkerer folgt oder auch nicht. Al-Abri stellte aber klar, dass es derzeit keine wissenschaftliche Grundlage geben, Prognosen mit so einer Genauigkeit abzugeben. Sein Urteil: Hooherbeets hatte einfach Glück.

Erschütterungen sogar in Grönland zu spüren
Unterdessen hat ein Fake-Profil des Niederländers für einen kurzen Schockmoment gesorgt. Für Dienstag sei ein noch stärkeres Erdbeben zu erwarten - mit einer Stärke von 9,7 auf der Richterskala, hieß es. Doch der richtige Hoogerbeets warnte die Internet-Community, dass es sich um einen Betrüger handelte, der sich für ihn ausgebe (siehe Tweet unten). Tatsächlich hat es nach dem ersten heftigen Erdstoß in der Türkei und Syrien bereits etliche Nachbeben gegeben - eines davon mit der Stärke 7,6. In Kontinentaleuropa registrierten die Sensoren die Erschütterungen sehr deutlich. Laut dem dänischen Geologischen Institut waren übrigens die Erschütterungen sogar bis nach Grönland zu spüren.

Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.

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