Fatale Erdbeben
Wunder von Malatya: Baby aus Trümmern gerettet
Die Berichte über die verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien, die sich in der Nacht auf Montag ereignet hatten, werden von Stunde zu Stunde dramatischer - bislang wurden laut offiziellen Angaben über 2400 Todesopfer und um die 11.000 Verletzte gezählt. Aufgrund der tiefwinterlichen Temperaturen drängt die Zeit für Hilfsmaßnahmen vor Ort. Die Schicksale bewegen.
Das Beben riss die Menschen aus dem Schlaf - es war dunkel, als die Erde in Teilen der Türkei und Syriens zitterte. Selbst auf Zypern war die Erschütterung zu spüren. Italien warnte vor einem Tsunami. Erst nach Sonnenaufgang war das gesamte Ausmaß zu sehen: eingestürzte Gebäude, überfüllte Krankenhäuser.
„Wir waren zu neunt zu Hause. Zwei meiner Söhne liegen noch in den Trümmern, ich warte auf sie“, schilderte eine Frau, mit der die Nachrichtenagentur Reuters in Diyarbakır im Südosten der Türkei sprach. Die Frau hat einen gebrochenen Arm und Wunden im Gesicht.
Der Anwohner Ihsan berichtet: „Ich habe geschlafen, als meine Frau mich weckte. Das Beben war sehr stark, sehr beängstigend. Wir hörten Lärm von überall her. Es dauerte fast zwei Minuten, bis es aufhörte.“
Ein Mann erklärt, er sei nach draußen gerannt. Überall habe er Geschrei gehört. Er habe daraufhin begonnen, mit seinen Händen Steine wegzutragen. „Wir zogen die Verletzten heraus, aber die Schreie hörten nicht auf“, fuhr er fort. „Dann kamen die Rettungskräfte.“
Wir zogen die Verletzten heraus, aber die Schreie hörten nicht auf.
Augenzeuge
In der türkischen Stadt Malatya konnte ein Neugeborenes gerettet werden - nachdem es sieben Stunden in den Trümmern seines Zuhauses ausgeharrt hatte.
Erdem lebte unweit des Epizentrums in Gaziantep (Stadt in der Türkei - Anm. d. Red.). So etwas habe er in den 40 Jahren, die er auf der Welt sei, noch nie gespürt. Er spricht von mindestens drei starken Erschütterungen.
Schlimmstes Erdbeben seit 1939
Das Rote Kreuz bat die Menschen, beschädigte Häuser zu verlassen. Zudem forderte der türkische Innenminister dazu auf, möglichst keine Handys zu benutzen - um das Netz nicht zu überlasten und Verschüttete erreichen zu können. Präsident Recep Tayyip Erdogan nannte es das schlimmste Erdbeben, das sein Land seit 1939 heimgesucht habe und sicherte zu, dass die Behörden alles ihnen Mögliche tun würden. „Alle sind mit Herz und Seele dabei, obwohl die Wintersaison und das kalte Wetter die Dinge erschweren“, so das Staatsoberhaupt.
Ersten Schätzungen zufolge sind in der Türkei mindestens 2000 Gebäude eingestürzt, darunter auch ein Krankenhaus in Iskenderun. Das Gemäuer einer historischen Burg in Gaziantep, gebaut von den Römern im 2. Jahrhundert nach Christus, ist zu einem grauen Trümmerberg zusammengefallen wie eine Sandburg am Strand.
Syrien: Verwundete kommen „in Wellen“ an
In der ohnehin schwer vom Krieg gezeichneten syrischen Stadt Aleppo kommen laut dem Leiter des Gesundheitswesens die Verwundeten „in Wellen“ an. Im syrischen Staatsfernsehen sind Rettungsteams zu sehen, die in strömendem Regen und Schneeregen nach Überlebenden suchen. Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse gestaltet sich die Rettung noch schwieriger. Laut den Rettungskräften waren die Krankenhäuser schnell mit Verletzten überfüllt.
Amna kam mit mehreren Knochenbrüchen ins Krankenhaus. „Unser Haus stürzte über unseren Köpfen zusammen. Wir konnten nirgendwo hin“, berichtet sie mit schwacher Stimme am Telefon. „Mein Mann und einige meiner Kinder sind noch unter den Trümmern. Gott helfe mir.“
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