Wie konnten sie dieses zentrale Bedienelement nur weglassen! Der BMW X1 ist seit Jahren der beliebteste BMW in Österreich. Das soll - wenn es nach den Münchnern geht - auch so bleiben. Dafür wird er in seiner dritten Generation zum veritablen Tausendsassa, der sogar alle relevanten Antriebsarten bietet. Aber: BMW startet nun auch im Innenraum des X1 eine kleine Revolution. Wie es sich mit dem neuen BMW X1 lebt und ob tatsächlich etwas fehlt, erfahren Sie hier im Video-Fahrbericht von „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl.
BMW geht viele Wege parallel: voll elektrisch und verbrennersportlich, Oh-mein-Gott-Design und massentauglich, sparsam und rasant, groß & teuer und klein & güns… nein, günstig ist ein BMW grundsätzlich nicht, man kann höchstens von preiswert reden, wenn man so will. Aber das nur am Rande.
Im BMW X1 bündeln die Münchner jedenfalls ihr gesammeltes Knowhow in einem optisch massentauglichen Auto in massentauglicher Größe mit allen Antriebsarten, die sie im regulären Angebot haben. Es gibt ihn als Benziner, als Diesel, als Plug-in-Hybrid und als Elektroauto. Der Testwagen hier hat den stärksten (Mildhybrid-)Benziner unter der Haube, der xDrive23i ist ein Allradler mit 218 PS (eine Leistungsangabe, die in der Geschichte von BMW übrigens häufig auftaucht).
Einer für alle?
Die Nieren sind zwar ein bisserl größer als beim Vorgänger, erschlagen einen aber nicht, sondern passen stimmig ins Bild. Das ganze Auto ist überhaupt in allen Dimensionen ein bisserl gewachsen und ist jetzt auf den Millimeter genau 4,50 Meter. Irgendwie eine ziemlich gute Größe, sodass er genug Platz bietet, aber wohl hoffentlich keiner auf die Idee kommen wird, auf ein fettes SUV zu schimpfen. Abgesehen davon, dass er in der Zulassung als Kombilimousine bezeichnet wird.
Er bietet ausreichend Platz, auch auf der verschiebbaren Rückbank. In den Kofferraum passen 540 Liter bzw. 1600 Liter, wenn man die Lehnen (etwas umständlich) umklappt. Da ist kein Mangel zu orten.
Da fehlt was. Optisch, aber auch tatsächlich
Im Wesentlichen entspricht der Innenraum dem des neuen BMW 2er Active Tourer. Es gibt fast keine Knöpfe mehr, dafür ein großes, breites Curved Display, das zwei gut 10 Zoll große Bildschirme zusammenfasst, also den Tacho und den zentralen Touchscreen. In den Türen gibt’s riesige Türfächer, die leider nicht gepolstert sind, sondern hartes Plastik. Top: Es passen 1,5-Liter-PET-Flaschen locker rein.
Eine aus dem Armaturenbrett direkt „herauswachsende“ Mittelkonsole, die bis zur Mittelarmlehne durchgeht, gibt es nicht mehr. Der Übergang vom Armaturenbrett zur Mittelkonsole wirkt, als würde ein Bauteil fehlen. in Wahrheit ist das eine etwas überdimensionierte Fläche, an der man sein Smartphone festklemmen kann, um es induktiv zu laden. Das irritiert am Anfang etwas, aber man gewöhnt sich dran.
Die Mittelarmlehne geht über in eine Art kleines, schwebendes Bedienfeld, im Inneren der Mittelarmlehne geht sich, obwohl sie so flach ist, noch ein Minifach aus und darunter ist eine größere Ablage. Davor zwei Cupholder und zwei USB-C-Buchsen.
Was es nicht mehr gibt, ist der iDrive-Controller, also der mittlerweile schon legendäre Drehdrücksteller. Der hat BMWs Bediensysteme zur Benchmark gemacht, eine unschätzbare Errungenschaft, die man nun (zunächst in einigen Baureihen) aufgibt. Damit zwingt man die BMW-Fahrer zum Tatschen auf dem Screen. Manche Dinge lassen sich sprachsteuern, aber erstens kommt man damit oft nicht weit (obwohl das bei BMW sogar recht gut funktioniert) und zweitens ist es nicht jedermanns Sache, mit seinem Auto zu reden.
Näheres über die Hintergründe siehe Video!
Aber: Das neue Cockpit hat immerhin den Vorteil, dass es sehr aufgeräumt wirkt. Und die Bedienung noch immer besser als bei vielen anderen Herstellern, auch wenn im Vergleich zum Vorgänger oder zu anderen Modellen die Ergonomie insgesamt etwas gelitten hat. Näheres zur Bedienung - siehe Video!
Der Antrieb: Stark und unauffällig
Der Antrieb an sich ist spritzig, schon bei 1500 Touren liegt das maximale Systemdrehmoment von 360Nm an. In 7,1 Sekunden beschleunigt der BMW auf Tempo 100, was sehr ok ist für ein DIN-Leergewicht von 1655 kg. Das Höchsttempo liegt bei 233 km/h, der Testverbrauch bei 7,9 l/100 km (WLTP: 7,2 l/100 km).
Der Mildhybrid besteht aus einem 204 PS/320 Nm starken Vierzylinder und einem 19 PS und 55 Nm starken Elektromotor, der ein eventuelles Turboloch ausfüllen kann. Nur das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ist ein wenig phlegmatisch (oder es denkt zu viel nach): Beim Rangieren oder Anfahren braucht es teilweise recht lang, bis es für Kraftschluss sorgt. Dafür kann es seine Schaltstrategie je nach Streckenprofil gestalten und außerdem segeln.
Akustisch hält sich der Verbrenner sehr zurück, wirkt auch unter Volllast nicht nervig. Sogar der künstliche Motorsound (genannt Iconic Sounds), der im Sportmodus zugespielt wird, fällt kaum auf.
Das adaptive Sportfahrwerk im Testwagen ist im besten Sinne BMW-typisch: eher hart, aber nicht unkomfortabel. Auch die direkte, gefühlvolle Lenkung lädt zum dynamischen Fahren ein. Auch bei hohem Tempo fährt sich der X1 entspannt, liegt sauber und ruhig. Das gilt auch, wenn man dem Adaptivtempomat mit Lenk- und Spurführungsassistent das Steuer überlässt, was bis Tempo 210 tadellos funktioniert. Auffällig gut funktioniert dabei das aktive Spurwechseln.
Fahrzit:
Bei 43.200 Euro beginnt die Preisliste des BMW X1, da muss man aber dann mit einem Dreizylinder vorlieb nehmen. Die Plug-in-Hybride kosten schon über 50.000 Euro, die Diesel beginnen bei gut 46.000 Euro, der elektrische iX1 ab 58.500 Euro. Der xDrive23i steht mit 51.000 Euro in der Liste, der Testwagen kommt auf rund 70.000 Euro, inklusive Extras.
Das sind alles keine Schnäppchenpreise, aber dafür ist er sein Geld wert, weil er die Investition mit Fahrspaß und Praxisnutzen verzinst. Und im Vergleich zur Konkurrenz ist der Preis gar nicht mal so arg. Man muss sich das trotzdem erst einmal leisten können.
Warum?
Praktisch keine Schwächen
Viel Fahrspaß
Warum nicht?
Hier muss trotz allem der abgeschaffte Drehdrücksteller genannt werden.
Oder vielleicht …
… BMW 2er Active Tourer, VW Tiguan, Mercedes GLA, Mazda CX-5, Audi Q3
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