In der Türkei sind derzeit etwa 2000 Auslandsösterreicher, davon ungefähr 120 in den von den Erdbeben betroffenen Regionen, sowie zirka 70 österreichische Reisende, berichtete am Montagnachmittag das Außenministerium in Wien. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind keine Österreicher unter den Todesopfern oder den Vermissten. Glück im Unglück hatte eine Österreicherin, die mit leichten Verletzungen aus den Trümmern geborgen werden konnte.
Das Außenministerium sowie die österreichischen Vertretungen vor Ort stehen mit allen Betroffenen in Kontakt und unterstützen diese dabei, eine ehestmögliche Rückflugmöglichkeit nach Österreich zu finden, hieß es. Da der genaue Aufenthaltsort bei Reiseregistrierungen sowie bei der Registrierung als Auslandsösterreicher nicht verpflichtend anzuführen ist, könnten die Informationen jedoch abweichen.
In Syrien sind rund 65 Auslandsösterreicher registriert, davon knapp 50 in den betroffenen Erdbebenregionen. Die registrierten Personen aus Österreich wurden per E-Mail sowie per SMS kontaktiert und ihnen wurde Hilfe der zuständigen österreichischen Vertretungen vor Ort angeboten, berichtete eine Sprecherin des Außenministeriums.
Schwerstes Beben in der Türkei seit 1939
Bei den Erschütterungen stürzten allein in der Südosttürkei Tausende Gebäude ein. Auf Videos aus mehreren Städten in dem Gebiet waren teilweise völlig zerstörte Straßenzüge zu sehen. Unter den eingestürzten Gebäuden war neben Wohnhäusern auch ein Krankenhaus in der Stadt Iskenderun. In der Stadt Gaziantep wurde laut staatlicher Nachrichtenagentur Anadolu auch die Burg stark beschädigt. Sie ist UNESCO-Weltkulturerbe. Im türkischen Fernsehen waren Bilder von Helfern zu sehen, die teilweise mit bloßen Händen in den Trümmern nach Verschütteten suchten. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach vom schwersten Beben seit 1939 und rief eine einwöchige Staatstrauer aus. Auch in Syrien stürzten mehr als 200 Häuser ein.
Zahl der Todesopfer steigt weiter
Die Zahl der Todesopfer ist mittlerweile auf mehr als 3600 gestiegen. Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad gab die Zahl der Toten im eigenen Land am Montagabend mit 2316 an. In Syrien kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums sowie der Rettungsorganisation Weißhelme von Montagabend mindestens 1300 Menschen ums Leben. Das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe war zunächst nicht absehbar, immer noch wurden zahlreiche Menschen vermisst. Im Katastrophengebiet, in dem Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien Schutz gesucht haben, herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Nach Angaben von Hilfsorganisationen sind in beiden Ländern Tausende obdachlos geworden - und das bei eisigem Wetter.
Bundesheer bereitet sich auf Hilfseinsatz vor
Die internationale Hilfe ist bereits angelaufen. Österreich unterstützt die beiden Länder mit drei Millionen Euro. Außerdem sollen 81 Bundesheersoldaten und vier Soldatinnen der Katastrophenhilfeeinheit „Austrian Forces Disaster Relief Unit“ (AFDRU) am Dienstag mit sechs Hunden in die Türkei fliegen. Am Montagabend durchlief das Kontingent die letzten medizinischen Checks im ABC-Abwehrzentrum in Korneuburg (NÖ) und belud Transportcontainer.
Ein kleines „Vorkomamndo“ startet Dienstagfrüh von Linz-Hörsching in die Türkei. Der Großteil der Soldaten und Soldatinnen fliegt Dienstagmittag von Wien-Schwechat ins Katastrophengebiet. „Unsere Aufgabe ist es, Leben zu retten“, sagte der Leiter des ABC-Abwehrzentrums, Oberst Jürgen Schlechter, am Montagabend. Laut Schlechter bleibt dafür ein Zeitfenster von 100 Stunden. Sechs Rettungshunde sollen die Soldaten zudem unterstützen.
Wo die rot-weiß-roten Helfer eingesetzt werden, ist noch unklar. Im Gepäck hat das österreichische Kontingent unter anderem Bergegeräte wie Spreizer, Bohrhämmer oder Schremmer. Insgesamt 25 Tonnen an Ausrüstung bringen die Soldaten in die Türkei mit. Während des vorläufig zehntägigen Einsatzes werde sich das Bundesheer komplett autark versorgen.
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