Reisen ins Bebengebiet
Hunderte Helfer drängen sich am Flughafen Istanbul
Nach dem schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die internationale Hilfsbereitschaft gewaltig. Hunderte Freiwillige, Rettungskräfte und NGO-Mitarbeiter strömten zum Flughafen Istanbul, um rasch in den Süden der Türkei zu gelangen und sich an den Hilfsmaßnahmen zu beteiligen (siehe Video oben). Indes stieg die Zahl der Todesopfer auf über 4300 an.
Aufnahmen der Nachrichtenagentur DHA zeigten Hunderte von Menschen, die mit ihren Rucksäcken in der Hand versuchten, das Terminal zu betreten. Um 6 Uhr (Ortszeit) seien bereits 12.752 Mitarbeiter und Freiwillige der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad mit 73 Flugzeugen aus Istanbul in die Erdbebenregion geschickt worden, teilte der Gouverneur von Istanbul, Ali Yerlikaya, auf Twitter mit. „Wir sind dankbar“, betonte er.
Österreich schickt Spezialeinheit
Aus Österreich reisen am Dienstag 84 Soldaten des Katastrophenhilfeelements „Austrian Forces Disaster Relief Unit“ (AFDRU) ins Katastrophengebiet. Sie sollen gemeinsam mit sechs Hunden bei der Bergung unterstützen. Der Katastrophenhilfeeinsatz des Bundesheeres ist nach derzeitigen Planungen für etwa zehn Tage anberaumt.
Neben den Bundesheerkräften wird Österreich nach einer Anfrage der Türkei beim Zivilschutzmechanismus der Europäischen Union ein Team aus Vorarlberg in das Gebiet schicken. Bei den 25 Spezialisten handelt es sich um Feuerwehrleute, vier Hundeführer der Bergrettung mit speziell ausgebildeten Hunden sowie um drei Notärzte. Derzeit wird der Transport in die Türkei organisiert. „Hier zählt jede Stunde, um Überlebende aus den Trümmern zu retten“, wurde Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Die Regierung unterstützt die Türkei und Syrien zudem mit drei Millionen Euro Soforthilfe.
Zahl der Opfer weiter gestiegen
Die türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad gab in der Nacht auf Dienstag die Zahl der Toten im eigenen Land mit 2921 an. Außerdem seien 15.834 „unserer Bürger“ verletzt, erklärte Afad-Chef Yunus Sezer. In Syrien wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums sowie der Rettungsorganisation Weißhelme bis Dienstagmorgen mindestens 1477 Tote gezählt. Mehr als 3400 Menschen wurden in dem Bürgerkriegsland zudem verletzt. Laut der Weißhelme sind bisher mehr als 210 Gebäude vollständig eingestürzt und 441 teilweise zerstört worden.
Schon mehr als 240 Nachbeben
Afad warnte unterdessen vor weiteren Nachbeben. Bisher gab es demnach bereits 243 Nachbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion. Ein Vertreter der Rettungsorganisation forderte Menschen in den betroffenen Regionen dazu auf, von beschädigten Gebäuden fernzubleiben, wie der Sender CNN Türk berichtete. Mehr als 5600 Gebäude seien bei dem Beben bereits eingestürzt.
Das endgültige Ausmaß der Katastrophe war weiter unklar, zahlreiche Menschen wurden unter Trümmern vermisst. Angehörige und Rettungskräfte suchten auch in der Nacht zum Dienstag weiter nach Verschütteten.
Rasche Hilfe mobilisiert
Viele Regierungen haben sich beeilt, Hilfsgüter, Personal und Ausrüstung zu entsenden, um die Rettungsarbeiten in den betroffenen Gebieten der Türkei und Syriens zu unterstützen. Die Europäische Union hat Such- und Rettungsteams mobilisiert, um der Türkei zu helfen, und mindestens 13 Mitgliedsländer haben ihre Unterstützung angeboten.
Dienstagfrüh versprachen auch Australien und Neuseeland Millionenhilfen. Der australische Premierminister Anthony Albanese erklärte, umgerechnet 6,4 Millionen Euro als Soforthilfe über das Internationale Rote Kreuz schicken, sein neuseeländischer Amtskollege Chris Hipkins sagte 880.000 Euro zu. Das Geld soll Teams des Roten Kreuzes dabei helfen, wichtige Hilfsgüter wie Lebensmittel, Zelte, Decken, Medikamente und psychologische Unterstützung ins Erdbebengebiet zu bringen.
Suchhunde und Feuerwehrleute entsandt
Die Vereinigten Staaten koordinieren die Soforthilfe für das NATO-Mitglied Türkei, darunter auch Teams zur Unterstützung der Such- und Rettungsmaßnahmen. Aus dem US-Bundesstaat Kalifornien wurden fast 100 Feuerwehrleute und Bauingenieure aus dem Bezirk Los Angeles zusammen mit speziell ausgebildeten Hunden in die Türkei entsandt.
Unterdessen ist auch eine israelische Hilfsdelegation in die Türkei gereist, um dort bei der Suche nach Verschütteten zu helfen. Die Delegation mit rund 150 Mitgliedern sei am Dienstagmorgen gelandet, sagte eine israelische Militärsprecherin. Zwei Drittel davon sind den Angaben zufolge Mitglieder einer Such- und Rettungseinheit der Armee, die mit hochmoderner Ausrüstung im Einsatz ist.
Rennen gegen die Zeit
Die Bergungsarbeiten sind ein Rennen gegen die Zeit: Die kritische Überlebensgrenze für Verschüttete liegt normalerweise bei 72 Stunden - so lange kann ein Mensch in der Regel ohne Wasser überleben.
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