Rund sechs Prozent aller Österreicher leiden an einer Depression. Spätestens seit der Corona-Pandemie und anderen Krisen ist die Tendenz stark steigend. Ein Wiener Sportpsychologe gibt Einblicke in die Bedeutsamkeit von Bewegung und Sport in der Vorbeugung sowie Therapie.
Bei einer Depression handelt es sich um eine der häufigsten psychischen Erkrankungen, mit der sich etwa jeder Fünfte zumindest einmal im Leben auseinandersetzen muss. Deutlich häufiger tritt hingegen eine sogenannte depressive Verstimmung auf, bei der es sich um ein kurzfristiges seelisches Stimmungstief handelt. „Die grundlegenden Unterschiede liegen in den Ursachen, der Dauer und der Ausprägung der Symptomatik“, erklärt der Wiener Sportpsychologe Ass.-Prof. Dr. Peter Gröpel vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien.
Dem Experten nach werden depressive Verstimmungen durch tragische Ereignisse ausgelöst, klingen allerdings nach ein bis zwei Wochen wieder ab. Eine Depression weist oft ähnliche Symptome auf, die aber deutlich länger und extremer ausfallen. Des Weiteren müssen laut Prof. Gröpel drei Hauptsymptome vorliegen: gedrückte bzw. depressive Stimmung, Interessensverlust sowie Antriebsmangel. „Darüber hinaus treten weitere Zusatzsymptome wie beispielsweise verminderte Konzentration, Schuldgefühle, Schlafstörungen oder Appetitmangel auf“, führt der Sportpsychologe aus.
Die Forschung weist darauf hin, dass sich nahezu jede zehnte Depression durch eine Stunde Sport pro Woche verhindern lässt.
Ass.-Prof. Dr. Peter Gröpel, Institut für Sportwissenschaft, Universität Wien
„Klingt eine depressive Verstimmung nach zwei Wochen nicht ab, kann sich daraus eine chronisch depressive Verstimmung oder Depression entwickeln“, so der Sportpsychologe. In solchen Fällen rät der Experte dazu, einen Facharzt aufgesucht und psychotherapeutische Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch genommen werden. Um das Entstehungsrisiko drastisch zu senken, bietet sich etwa körperliche Aktivität an. „Die Forschung weist darauf hin, dass sich nahezu jede zehnte Depression durch eine Stunde Sport pro Woche verhindern lässt“, betont Prof. Peter Gröpel. Aber auch bei bestehender Erkrankung kann Bewegung als Ergänzung zur psychotherapeutischen Behandlung äußerst hilfreich sein.
Auf Basis aktueller Forschungsergebnisse lassen sich konkrete Bewegungsrichtlinien für Betroffene ableiten, wie der Sportpsychologe anführt: „Zumindest 150 Minuten mit moderater bis hoher Intensität pro Woche gelten als empfehlenswert, bevorzugt Ausdauersport“. Die Art der Aktivität ist dabei unter anderem von den individuellen Vorlieben und dem Fitnesszustand abhängig, sollte jedoch eine Ausführungsdauer von zehn Minuten nicht unterschreiten. Neben Nordic Walking, Laufen, Radfahren oder Schwimmen sind auch Ballsportarten möglich.
Ergänzend zur körperlichen Aktivität sollte Prof. Gröpel zur Folge auch auf eine gesunde Ernährung ohne Alkohol sowie eine entsprechende Schlafhygiene geachtet werden. Eine wesentliche Rolle spielen auch die Angehörigen, die den Betroffenen als soziale Unterstützer zur Seite stehen und zur Bewegung motivieren können.
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