Die Aktivisten der „Letzten Generation“ waren schon in ganz Österreich aktiv - jetzt haben sie ihren Blick erstmals auf Klagenfurt gerichtet. Am Mittwoch blockierten sie den Villacher Ring.
Direkt im Morgenverkehr blockierten einige Klimaaktivisten am Mittwoch „recht zentral“ eine Straße - welche das sein soll, daraus machten die Aktivisten lange ein Geheimnis. Erst kurz vor dem Start der Aktion gaben sie bekannt: Standort ist die Kreuzung Villacher Ring und Villacher Straße.
Die Aktion soll aber lediglich eine Blockade sein - ein Festkleben an der Straße haben die Aktivisten aufgrund der Temperaturen (-11 Grad) nicht geplant. Unmittelbar bei Eintreffen der Aktivisten am Standort ging das Blaulicht der Polizeiautos an: Rund 20 Beamte sind mit zehn Streifenwagen angerückt. Ein Hubschrauber des Innenministeriums steht ebenfalls im Einsatz. Laut Polizei ist er „nicht zufällig da“.
Kaum Zwischenfälle
Den Beteiligten blieb nicht mehr übrig, als zu warten: Der Verkehr wurde bereits umgeleitet, die Aktivisten verharrten trotzdem in der Kälte. Ihre Personalien wurden von der Polizei aufgenommen, die gewappnet war: „Nachdem die Aktion am Vortag schon via Social Media angekündigt wurde, waren die Kollegen verstärkt im Dienst“, sagt Waltraud Dullnigg, Sprecherin der Landespolizeidirektion, vor Ort zur „Krone“.
„Die Aktivisten wurden aufgefordert, den Standort zu verlassen.“ Sollten sie dieser Aufforderung nicht nachkommen, könnten sie - wie schon bei ähnlichen Protesten in anderen Bundesländern - weggetragen werden. Dullnigg: „Wir warten die Entscheidung der Behörde ab.“
Zwischenfälle gab es kaum, lediglich einmal musste die Polizei einschreiten, als ein Fußgänger aggressiv wurde und die Aktivisten anschrie.
„Strafen keineswegs egal“
Anja Windl von der „Letzten Generation“ hat den Klimaprotest in Klagenfurt organisiert: „Mir sind die Strafen keineswegs egal. Aber ich hab keine Angst vor Gefängnis, keine Angst vor Strafzetteln. Weil ich weiß, dass meine Angst vor dem, in was wir hineinlaufen, so viel größer ist. Deswegen bin ich bereit, dass ich das auf mich nehme.“
Konsequenzen für die Aktivisten fordert auch Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider: „Die Landeshauptstadt ist Vorzeigestadt, was den Klimaschutz betrifft. Aber derartige Störaktionen sind aufs Schärfste zu verurteilen.“
Straßenblockaden wie jene der „Letzten Generation“ lösen, so Scheider, eher das Gegenteil von Klimaschutz aus: „Nicht nur, dass hunderte Autofahrer mit laufenden Motoren im Stau stehen, auch die meisten Bürgerinnen und Bürger reagieren mit völligem Unverständnis.“
Protest friedlich aufgelöst
Anders als bei vergangenen Protestaktionen mussten die Mitglieder der „Letzten Generation“ nicht von der Polizei weggetragen werden. Kurz vor 10.30 Uhr drückte nämlich die Blase einer Teilnehmerin - aus Solidarität beendeten dann alle drei Aktivisten die Störaktion.
„Scientists4Future“ helfen mit
Unterstützung bekommen die jungen Menschen von den „Scientists4Future“: „Ein paar der 50 Kärntner Wissenschaftler, die sich in den letzten Tagen öffentlich solidarisiert haben, werden wohl zur Rückenstärkung anwesend sein“, erklärt Windl.
Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt solidarisiert sich: „Ebenso werden Protestforscherinnen vom Institut für Kulturanalyse empirische Beobachtungen vornehmen.“
„Krone“-Kommentar: „Lei lossn“ - ein Bravo dem Kärntner Erfolgs-Rezept
Gut, es funktioniert nicht immer. Aber hier war es großartig, vorbildhaft, nachahmenswert. Als Mittwochmorgen Klimaaktivisten in Klagenfurt ihre angekündigten Blockaden begannen, hat die Polizei mit Ruhe reagiert und den Schauplatz großräumig abgesichert, um Konfrontationen zu verhindern. Ein einziger kleiner Zwischenfall mit einem (zu Fuß gehenden) Zaungast wurde souverän kalmiert.
Und was war mit Wegtragen, Wegzerren, Einschreiten, also jenen Bildern, auf die die Aktivisten wie die Gegner warteten, die einen, weil Eskalation dieAufmerksamkeit erhöht, die anderen, weil sie ihre Aggressionen darüber stellvertretend entladen können? Nichts dergleichen. Da hat sich das Kärntner Rezept „Lei lossn“ perfekt bewährt. Minus zwölf Grad und Zeit haben dem Protest nach genügend Aufmerksamkeit ein sanftes Ende gesetzt. Gut gemacht!
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