Besuch in London
Selenskyj: „Danke im Voraus“ für britische Jets
Bei seinem Besuch in London traf der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch den britischen Premierminister Rishi Sunak und hielt eine Rede vor dem Parlament. In der Hoffnung auf westliche Kampfjets bedankte er sich noch vor einer Zusage bei Großbritannien für die Lieferung von Kampfflugzeugen: „Danke im Voraus - für leistungsfähige englische Flugzeuge“, sagte er in der Westminster Hall.
Selenskyj bat erneut eindringlich um die Lieferung von modernen Kampfjets - um dies zu unterstreichen, überreichte er dem Sprecher des britischen Unterhauses, Sir Lindsay Hoyle, den Helm eines ukrainischen Kampfpiloten mit der Aufschrift: „Wir haben die Freiheit. Gebt uns Flügel, sie zu beschützen.“ Er bitte daher um „Kampfflugzeuge für die Ukraine - Flügel für die Freiheit“, so der ukrainische Präsident.
In seiner Rede bedankte sich Selenskyj auch für die bisher erfolgte Unterstützung Großbritanniens im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg. „London stand an der Seite Kiews vom ersten Tag an“, sagte der ukrainische Präsident. Er fügte hinzu, das Land habe alle Verbündeten vereint, als dies absolut unmöglich erschien. Explizit bedankte er sich dabei auch bei Ex-Premier Boris Johnson, der mehrfach in die Ukraine gereist und zu einem engen Partner Selenskyjs geworden war.
Audienz bei König Charles
Die Reise war zuvor streng geheim gehalten und erst Mittwochfrüh öffentlich gemacht worden. „Präsident Selenskyjs Besuch ist ein Zeugnis für den Mut, die Entschlossenheit und den Kampfgeist seines Landes und Zeugnis der unerschütterlichen Freundschaft unserer beiden Länder“, sagte Premier Rishi Sunak. Selenskyj bekam auch eine Audienz bei König Charles III. im Buckingham Palast.
In seiner Rede vor den Abgeordneten im Parlamentsgebäude nahm Selenskyj auch Bezug darauf, dass Charles zum Militärpiloten ausgebildet wurde. „Der König ist ein Luftwaffenpilot“, so das ukrainische Staatsoberhaupt, „und in der Ukraine ist heute jeder Luftwaffenpilot ein König.“
Treffen mit Scholz in Paris
Nach seinem Besuch in Großbritannien wird der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwochabend nach Paris weiterreisen. Dort soll Selenskyj mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zusammentreffen.
Auf Selenskyjs Programm in Großbritannien stand auch der Besuch ukrainischer Soldaten, die von der britischen Armee ausgebildet werden. Anlässlich des Besuchs kündigte London an, sein Ausbildungsprogramm für ukrainische Soldaten zu erweitern. In den vergangenen sechs Monaten haben rund 10.000 Ukrainer militärische Trainings in Großbritannien durchlaufen, im laufenden Jahr sollen weitere 20.000 hinzukommen. Premier Sunak zufolge sollen künftig auch Kampfpiloten und Marinesoldaten ausgebildet werden.
Die erste und bislang einzige öffentlich bekannte Auslandsreise Selenskyjs nach Beginn des russischen Angriffskriegs hatte den Präsidenten kurz vor Weihnachten nach Washington geführt. Großbritannien zählt mit den USA und der EU zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland. Insbesondere zwischen Ex-Premier Boris Johnson und Selenskyj bestand eine enge Verbindung. Auch Sunak, der seit Oktober an der Spitze der britischen Regierung steht, ist bereits nach Kiew gereist, hat der Ukraine Kampfpanzer zugesagt und kontinuierliche militärische Unterstützung versprochen.
Brüsseler Pläne gefährdet?
Am Donnerstag wird der ukrainische Präsident dann in Brüssel erwartet. Bereits am Montag hatte es aus dem Europäischen Parlament geheißen, dass es die „Wahrscheinlichkeit einer außerordentlichen Plenartagung in Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten“ gebe. Am selben Tag treffen sich auch die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten in Brüssel zu einem Gipfel. Selenskyj sei eingeladen worden, persönlich an einem Gipfel teilzunehmen, sagte ein Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel am Montagabend. Allerdings wollte man den Besuch wie auch jenen nach Washington aus Sicherheitsgründen bis zuletzt geheim halten.
EU-Parlamentarier haben aber die Reisepläne des Präsidenten auf Twitter - offenbar in freudiger Erwartung - geleakt. Ein entsprechender Tweet der Europäischen Volkspartei wurde binnen kurzer Zeit wieder gelöscht. Die jüngsten Entwicklungen haben laut einem Bericht des Nachrichtenportals „Politico“ nun zu möglichen Änderungen geführt.
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