Zahlen steigen weiter
Schon mehr als 10.000 Tote in Türkei und Syrien
Die Zahl der Todesopfer nach den Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet ist auf mehr als 10.000 gestiegen. Wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch sagte, liege die Zahl allein für die Türkei nun bei mehr als 8500. Mehr als 49.000 seien verletzt, 6000 Gebäude zerstört. Aus Syrien
Im Lauf des Tages wurde der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der Mitte Mai wiedergewählt werden will, im Katastrophengebiet erwartet. Er hatte am Dienstag den Notstand in den zehn betroffenen Provinzen ausgerufen und rasche Hilfe zugesagt. Allerdings mehrt sich bei den verzweifelten Menschen vor Ort der Unmut über die Behörden.
„Wo sind die Zelte?“
„Wo sind die Zelte? Wo sind die Lkw mit Lebensmitteln?“, empörte sich eine Frau in der schwer von den Erdstößen getroffenen Stadt Antakya. Rettungsteams habe sie bisher nicht gesehen. „Im Gegensatz zu früheren Katastrophen in unserem Land haben wir hier keine Lebensmittelverteilung gesehen. Wir haben das Erdbeben überlebt, aber wir werden hier an Hunger oder Kälte sterben.“
Der türkische Oppositionsführer warf Präsident Erdogan indes Versagen beim Krisen-Management vor. Der Präsident habe es versäumt, das Land in seiner 20-jährigen Regierungszeit auf solch ein Beben vorzubereiten, sagte Kemal Kilicdaroglu, Chef der größten Oppositionspartei CHP. Die Türkei ist wegen ihrer geografischen Lage besonders erdbebengefährdet. Vielerorts wird jedoch auch die dürftige Bausubstanz als ein Grund für die vielen eingestürzten Häuser diskutiert.
Schreckensmeldungen reißen nicht ab
Derweil dürften die Schreckensmeldungen neuer Opferzahlen nicht abreißen. Fieberhaft suchen Helfer weiter nach Menschen unter den Trümmern. Ein Kampf gegen die Zeit - und gegen eisige Temperaturen. An Ort und Stelle erschwert auch die politische Lage die Hilfen - so etwa am einzigen offenen Grenzübergang Bab al-Hawa zwischen der Türkei und Syrien.
Wegen Straßenschäden verzögere sich dort die Lieferung humanitärer Hilfe, sagten UNO-Quellen. Aus der Gegend des Grenzübergangs hieß es, einige Hauptstraßen auf dem Weg zur Grenze hätten durch die Beben Risse oder andere Schäden erlitten.
Arbeit der Helfer zusätzlich erschwert
Eines der am schwersten betroffenen syrischen Gebiete ist die von Rebellen kontrollierte Region Idlib. Die Assad-Regierung beherrscht inzwischen wieder rund zwei Drittel des zersplitterten Landes. Die Erdbeben-Katastrophe traf im Norden Gebiete unter verschiedener Kontrolle, was Helfern die Arbeit zusätzlich erschwert. Indes stellte auch die syrische Regierung einen Antrag auf Katastrophenhilfe an die EU.
Das Hilfsersuchen umfasse eine lange Liste an gängigen Katastrophenschutzgütern, sagte der für das EU-Krisenmanagement zuständige Kommissar Janez Lenarcic am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Brüssel. Demnach fragt Syrien etwa nach Medikamenten, Lebensmitteln und nach medizinischen Geräten. „Ich ermutige die EU-Staaten, auf die Anfrage zu reagieren“, sagte Lenarcic.
Mit einer Stärke von 7,7 bis 7,8 hatte das Beben in der Nacht auf Montag das Gebiet an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien erschüttert. Montagmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,5 in derselben Region. Tausende Gebäude stürzten ein. Die Bergungsarbeiten sind ein Rennen gegen die Zeit: Die kritische Überlebensgrenze für Verschüttete liegt normalerweise bei 72 Stunden.
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