Carsten Stahl war extra aus Berlin angereist, um den Teichtmeister-Prozess mitzuverfolgen. Dass er wirklich „akut krank“ sei, glaubt er ihm nicht. Weil der gefallene Schauspieler wahrscheinlich keinen Tag im Gefängnis verbringen wird, teilt er im Talk mit Katia Wagner aus: „Österreich ist ein Paradies für Kinderschänder“.
Der ehemalige Personenschützer und Schauspieler der deutschen Sendung „Privatdetektive im Einsatz“ kritisiert, dass Florian Teichtmeister als geständiger Ersttäter womöglich mit einer Bewährungsstrafe davonkommen würde.
„Teichtmeister würde ohnehin jetzt wieder zu Hause sitzen“
„Wenn er nicht krank geworden wäre, würde er jetzt ohnehin schon wieder zu Hause sitzen“, bestätigt auch die Gerichtsjournalistin der Kronen Zeitung, Anja Richter, diese Einschätzung. Die Meldung, dass der heutige Prozesstag aufgrund einer „akuten Erkrankung“ ausfallen wird, kam überraschend, auch die Anwälte gaben sich „wortkarg“. Dennoch: „Früher oder später wird er sich stellen müssen“, erklärt die Journalistin.
Anwalt: „Härtere Strafen befriedigen nur Wunsch nach Rache“
Die Theorie, wonach Teichtmeister den Prozess verschleppen wolle, damit das Medieninteresse abnimmt, kann der renommierte Strafverteidiger Rudolf Mayer nicht nachvollziehen - das Interesse werde gleich bleiben. „Der Mann ist zerstört und wahrscheinlich psychisch nicht in der Lage, sich zu äußern“, glaubt der Anwalt von Tätern wie Josef Fritzl oder Estibaliz Z. Auch der Ruf nach härteren Strafen sei für ihn unsinnig. Mayer ist sich sicher: „Man kann nur präventiv arbeiten, das Problem lässt sich nicht mit dem Strafrecht lösen. Härtere Strafen befriedigen nur das Rachebedürfnis“.
Missbrauchsfall in Lech: Haben die Behörden versagt?
Roberto D’Atri sieht das auch nach einem anderen aktuellen Fall, den er als Obmann des „Bündnis Kinderschutz“ betreut, anders. Es habe sich die Familie jenes dreijährigen Buben an ihn gewandt, der in Lech am Arlberg von einem Skilehrer missbraucht worden sein soll. Der Bub könne nicht schlafen, schreie, habe Angstzustände, mache ins Bett und eine „fröhliche, junge Familie“ sei aus seinem Alltag herausgerissen worden. Der Skandal: „Auch zehn Tage nach der Strafanzeige war der Mann immer noch an der Skischule als Lehrer tätig!“
Sozialberaterin warnt vor Vorverurteilung
Sozialarbeiterin Theresia Ruß, sieht in der Forderung nach härteren Strafen auch nicht unbedingt ein Allheilmittel im Kampf gegen Kinderpornografie, vielmehr müsse man in Prävention investieren. Bei hohen Strafen könne es nämlich passieren, dass ein Kind aus Angst nicht über Erlebtes berichtet. Außerdem müssten auch Aussagen von Kindern gewissenhaft geprüft werden, denn: „Oft stellt sich etwas, was Kinder sagen und von Erwachsenen aufgebauscht wird, dann als harmlos heraus. Dann verurteilt man unschuldige Menschen!“, so Theresia Ruß.
„Kein Verständnis für die Täter“
Stahl ärgert sich darüber, dass auch Täterinteressen abgewogen werden: „Ich habe kein Verständnis für jemanden, der einem Kind die Seele raubt“. Der Kinderaktivist fordert Mindest- statt Höchststrafen bei Konsum von kinderpornografischen Inhalten und lebenslänglich für jene, die ein Kind missbrauchen. „In Österreich ist noch viel zu tun“, resümiert Stahl.
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