Ein 3000 Kubikmeter großer Block löste sich in Steyr, donnerte in die Tiefe, begrub zwei Arbeiter und verfehlte nur ganz knapp eine Wohnsiedlung. Die Arbeiten nach der Tragödie dauern noch mehrere Tage an, die Polizei verhängte ein behördliches Platzverbot.
Horrorszenen spielten sich am Mittwochvormittag in unmittelbarer Nähe zum berühmten Steyrer Ortsteil Christkindl ab. Seit zwei Wochen wurden in Unterhimmel dringend nötige Sicherungsarbeiten in der Konglomerat-Wand durchgeführt. Der Plan war, den „Problemfelsen“, der bereits vor zwei Jahren beanstandet wurde, Stück für Stück und vor allem gezielt abzutragen – wie auch Bürgermeister Markus Vogl unten im Interview erklärt.
Ausmaß zu Beginn nicht abzusehen
Dieses Vorhaben endete am Mittwoch allerdings für zwei Baggerfahrer (31 und 64 Jahre alt) aus Kärnten in einer Tragödie. Um 10.20 Uhr ging bei den Einsatzkräften die Alarmierung ein. Das volle Ausmaß war zu Beginn nicht abzusehen. „Wir wurden mit dem Funkspruch ,Arbeitsunfall, Bagger beteiligt‘ alarmiert. Zwei Streifen waren sofort vor Ort und gaben an, dass es sich um einen größeren Felssturz handelte. Dann wurden die weiteren Kräfte nachalarmiert“, berichtet Christian Moser, Stadtpolizeikommandant Steyr.
Arbeiter unter Felsen begraben
Einer der Arbeiter hatte im oberen Bereich den Felsen abgeschremmt, der zweite unten den Abraum weggebaggert. Dabei löste sich ein 3000 Kubikmeter großer Felsen, riss den oberen Bagger und einen Teil des Hanges mit sich und begrub den unteren Arbeiter unter sich. „Wir haben innerhalb der ersten zehn bis fünfzehn Minuten die beiden Opfer gefunden, die leider tot sind“, so Moser. Das jüngere Todesopfer dürfte der Junior-Chef der beauftragten Firma aus Kärnten sein.
Die Lageerkundung hat ergeben, dass es keine Hilfe mehr für die beiden verschütteten Personen gibt. Als Selbstschutz haben wir uns zurückgezogen.
Gerhard Praxmarer, Bezirksfeuerwehrkommandant in Steyr
Gartenhütte wurde umgerissen
Die Leichen befinden sich übrigens noch unter dem ganzen Gestein, ein Abtransport durch die Helfer ist zu gefährlich - das kann noch einige Tage dauern. Glück im Unglück hatten indessen die Bewohner der direkt betroffenen Häuser. Die Gesteinsmassen - so groß wie Einfamilienhäuser - donnerten knapp vorbei. Eine Gartenhütte wurde umgerissen, eine Garage eingedrückt. Zehn Anrainer konnten unverletzt aus ihren Häusern gebracht werden.
„Natürlich helfen wir“
Eine Familie fand beim Christkindlwirt Unterschlupf: „Meine Frau hat den lauten Knall gehört. Die Betroffenen haben bei uns angerufen, natürlich helfen wir“, so Chef Georg Baumgartner. Annemarie Wieser war betroffen: „Ich bin nicht mehr aus der Küche rausgekommen. Der ganze Dreck liegt im Haus, das Fenster ist kaputt.“ Die Polizei verhängte ein behördliches Platzverbot.
Interview: Bürgermeister Markus Vogl sprach vor Ort mit der „Krone“
„Krone“: Warum waren in diesem Bereich überhaupt Baggerarbeiten nötig?
Markus Vogl: Man hat festgestellt, dass es in der Konglomerat-Wand einen Großblock gibt, der Risse hat. Die Geologen haben dann damals gesagt, dass hier Gefahr im Verzug ist. Deswegen haben wir den Bereich auch seit zwei Jahren gesperrt. Für die Nebengebäude war ein Betretungsverbot ausgesprochen, und auf der Straße war Halten und Parken verboten. Jetzt haben wir mit einem Sanierungsprojekt begonnen. Das Ziel dabei war, von oben möglichst viel Material abzutragen und dann den Rest kontrolliert von unten wegzubringen.
Was ist so katastrophal schiefgelaufen?
Es ist für alle nach wie vor unerklärlich, was hier genau passiert ist. Beim Abtragen des Großblocks, wo wir gewusst haben, dass das der heikelste Teil ist, ist der furchtbare Unfall passiert. Der Stein ist aus der Wand herausgebrochen, in einem Ausmaß, welches man sich offenbar nicht vorstellen hat können.
Die Felsbrocken donnerten auf eine Siedlung. Wie geht es den Bewohnern?
Rund zehn Personen wurden evakuiert. Wir müssen jetzt prüfen, ab wann sie wieder zurückdürfen. Ein Haupt- und ein Nebengebäude sind beschädigt worden.
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