Mehr Waffenlieferungen
Selenskyj schwört EU auf „historischen Kampf“ ein
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist am Donnerstag zu einer Rede im Europaparlament und einem Besuch des EU-Gipfels in Brüssel eingetroffen. Dort wurde ihm vom Europaparlament ein begeisterter Empfang bereitet. EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola sprach von einem „historischen Tag für Europa“. Zudem hat Selenskyj seinen ersten persönlichen Auftritt bei einem EU-Gipfel in Brüssel zu einem erneuten Appell zu mehr Waffenlieferungen genutzt.
Die Ukraine brauche „wirklich Munition, moderne Panzer, Langstreckenraketen und Kampfflugzeuge“, sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner Rede vor den Gipfelteilnehmern. „Wir müssen schneller sein als der Angreifer“, ermahnte er die Mitgliedstaaten. „Diese Geschichte kann sich in anderen Orten Europas wiederholen“, sagte Selenskyj. Russland habe ein ganzes Arsenal an Angriffsmöglichkeiten, erklärte er und verwies auch auf Cyber-Angriffe und gezielte Falschinformationen.
„Namen werden in die Geschichte eingehen“
Wenn die Staats- und Regierungschefs der Ukraine „langfristige Sicherheit gewährleisten können, kann ich ihnen versichern, dass Ihre Namen in die Geschichte eingehen werden, zusammen mit denen von Robert Schuman und Jean Monnet“, sagte er in Anspielung auf die Gründerväter der EU.
Diese Geschichte kann sich in anderen Orten Europas wiederholen.
Wolodymyr Selenskyj
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz versicherte, dass Deutschland sich für eine schnelle Lieferung von Kampfpanzern in die Ukraine einsetzen werde. „Deutschland leistet einen ganz zentralen Beitrag dazu, dass wir eine schnelle Unterstützung gewährleisten, wie auch in der Vergangenheit“, sagte Scholz. Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas forderte eine schnellere und umfassendere Waffenproduktion zur Unterstützung der Ukraine. „Wir sollten der europäischen Rüstungsindustrie ein klares Signal geben, mehr zu produzieren“, sagte Kallas.
Vor seiner Rede beim EU-Gipfel hat das Europaparlament Selenskyj einen begeisterten Empfang bereitet. Erst in der vergangenen Woche waren EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel zu einem EU-Ukraine-Gipfel nach Kiew gereist.
Emotionale Rede von Wolodymyr Selenskyj
Selenskyj bedankte sich vor dem Gipfeltreffen in einer emotionalen Rede vor dem EU-Parlament für die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger der EU im Kampf gegen Russland. Der Beifall der Abgeordneten im Plenum richte sich nicht an ihn selbst, sondern an alle in den Städten und Dörfern, die die Ukraine unterstützten, sagte der 45-Jährige am Donnerstag in Brüssel. „Nur unser unweigerlicher Sieg wird die gemeinsamen europäischen Werte wahren“, so Selenskyj.
Nur unser unweigerlicher Sieg wird die gemeinsamen europäischen Werte wahren.
Wolodymyr Selenskyj
Dem Parlament dankte er dafür, den Krieg kurz nach Beginn der Invasion verurteilt und sich dafür ausgesprochen zu haben, die Ukraine zu einem EU-Beitrittskandidaten zu machen. Es gehe darum, die europäisch-ukrainische Lebensweise zu verteidigen, sagte Selenskyj.
Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda betonte die Bedeutung des persönlichen Besuchs Selenskyjs beim EU-Gipfel. „Das ist ein besonderer Tag“, sagte Nauseda am Donnerstag. Ein physisches Treffen sei wichtiger als zehn Treffen per Videokonferenz, so Nauseda. „Man sieht die Reaktionen, man sieht die Hingabe und das Selbstvertrauen in den Augen von Präsident Selenskyj.“ Dies sei sehr wichtig, weil es alle inspiriere. „Die Zukunft Ihrer Nation ist in der Europäischen Union“, sagte Metsola an Selenskyj gewandt.
Selenskyj zum zweiten Mal im Ausland unterwegs
Die Auslandsreise Selenskyjs ist erst die zweite seit dem russischen Einmarsch am 24. Februar vergangenen Jahres. Im Dezember war er nach einem Zwischenstopp in Polen in den USA. Seine aktuelle Reise begann Selenskyj am Mittwoch in Großbritannien, wo er auch Premierminister Rishi Sunak sowie König Charles III. traf. Am Abend stand in Paris zudem ein Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz auf dem Programm.
Meloni kritisiert Macrons Einladung an Selenskyj
Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni hat die Einladung Selenskyjs nach Paris kritisiert. Es sei „unangebracht“ gewesen, dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Selenskyj am Mittwochabend nach Paris einlud und dort dann zusammen mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz zu Abend aß, sagte Meloni am Donnerstag.
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