Goalgetter und Publikumsliebling - Mainz-Legionär Karim Onisiwo erlebt derzeit die wohl schönste Zeit seiner Karriere. Mit seinem Dreierpack gegen Bochum schrieb er rot-weiß-rote Sportgeschichte, befindet sich nun in einer Liga mit Marko Arnautovic, Toni Polster und Co.
Seit mehr als einem Jahrzehnt hat es keinen Dreierpack eines Österreichers in der deutschen Bundesliga gegeben. Der letzte war Marko Arnautovic 2012. Seit dem 5:2 gegen den VfL Bochum vor rund zwei Wochen gehört Karim Onisiwo zu dem elitären Kreis. „Ich bin sehr glücklich, dass es mir gelungen ist“, strahlt der 30-Jährige im Gespräch mit krone.at. „Das ist ja auch nicht so einfach, bislang haben es nur sieben Österreicher geschafft (Anm. d. Red.: Statistik unten). Schön, wenn man so etwas erleben darf!“
Beeindruckend: In allen 22 Saisonspielen kam der Stürmer bisher zum Einsatz, erzielte sieben Tore und lieferte vier Assists. „Ich darf seit zwei Jahren immer von Beginn an ran, bin zum Stammspieler geworden. Natürlich entwickelt man dann auch eine andere Präsenz am Platz. In dieser Saison sieht man, was ich leisten kann“, begründet er seinen persönlichen Erfolgslauf. Doch das soll noch lange nicht alles gewesen sein: „Meine Marke von zehn Toren hab ich noch nicht erreicht, ich will auf jeden Fall zweistellig werden.“
„Duell“ mit Gregoritsch
Derzeit liegt der Rechtsfuß auf Rang sieben der Torschützenliste in der deutschen Bundesliga. Gleichauf mit ÖFB-Teamkollege Michael Gregoritsch, derzeit beim SC Freiburg unter Vertrag. Ob Onisiwo am Ende vor seinem Landsmann stehen wird? „Das ist schwer zu sagen“, lacht der sympathische Wiener. „Aber ich hoffe, dass wir beide weit vorne landen, das wäre schön!“
Im DFB-Pokal gab es zuletzt das Achtelfinal-Aus gegen den FC Bayern München. Aufgrund einer Erkältung stand Onisiwo nur 23 Minuten auf dem Feld. „Ich war krank, bin nun aber wieder bei 100 Prozent. Ich habe keine Symptome mehr und den ganzen Infekt rausgeschwitzt“. Was auch die Fans freuen wird, denn mit der Partie gegen Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr/live im sportkrone.at-Ticker) hat man ein „enorm wichtiges Spiel“ vor der Brust.
Turbulenter Anfang und Zukunftsfrage
Seit Jänner 2016 spielt Onisiwo in Mainz, fast schon eine Ewigkeit im so schnelllebigen Fußball-Business. „Der Anfang war turbulent. Ich war verletzt und habe nicht so viel gespielt“. Doch er biss sich durch, gehört nun zu den Lieblingen der Mainz-Anhänger. Nicht nur sportlich, auch privat schwebt Onisiwo auf Wolke sieben. „Mein Sohn, der jetzt sechs Jahre alt ist, wurde hier geboren, meine Lebensgefährtin war immer bei mir hier in Mainz. Wir haben hier viel lieb gewonnen.“
Sein Vertrag bei den „05ern“ läuft noch bis Sommer 2024. „Aktuell ist es so, dass ich mich sehr wohlfühle und hier sehr geschätzt werde, das ist ja heutzutage nicht immer so“, schildert Onisiwo. Zu seiner Zukunft sagt er: „Ich könnte mir vorstellen, noch einmal zu verlängern. Wir werden Gespräche führen. Aber noch sind der Klub und ich sehr entspannt.“
Mustapha „hat eine sehr feine Klinge“
Mit Marlon Mustapha hat er einen rot-weiß-roten Stürmer-Kollegen in Mainz. Wegen einer Oberschenkelverletzung sowie zweier Operationen fiel der 21-Jährige lange aus. „Wir plaudern fast jeden Tag miteinander. Er hat sich wieder zurückgekämpft und trainiert wieder voll mit“, so Onisiwo, der seinem Landsmann einiges zutraut. „Er ähnelt mir ein bisschen, er ist schnell und körperlich robust. Im Vergleich zu mir hat er noch eine bessere Technik, eine sehr feine Klinge. Und er weiß, wo das Tor steht.“
Derzeit liegt Mainz auf Rang zwölf, sieben Punkte vor dem Relegationsplatz. „Es ist alles ganz knapp zusammen. Gewinnst du zwei, drei Spiele, bist du wieder oben dabei. Verlierst du sie, rutscht du wieder unten rein.“ Und wer wird am Ende Meister? „Ich glaube, dass es der Klassiker bleibt“, tippt Onisiwo auf die Bayern. Mit Freude beobachtet er jedoch die Spannung an der Spitze: „So wird die Liga viel attraktiver. Ich hoffe, dass es bis zum Ende so bleibt und die Meisterschaft erst in den letzten Runden entschieden wird.“
Nachricht von Rangnick
Nicht nur Mainz, auch das österreichische Nationalteam kann die Volltreffer des Angreifers gut gebrauchen. Die Länderspiele im November gegen Andorra und Italien verpasste Onisiwo wegen einer Fußverletzung. Rund um den Jahreswechsel kontaktierte ihn Teamchef Ralf Rangnick. „Seine Analyse war positiv. Er will meine intensive Spielweise auch im Nationalteam sehen. Das erhofft er sich von mir. Natürlich gibt’s im ÖFB-Team wieder eine andere taktische Ausrichtung, aber die kommt mir zugute. Seit Ralf Rangnick da ist, bin ich ja immer einberufen worden. Man merkt hier ein ganz anderes Vertrauen, das möchte ich zurückzahlen.“
ÖFB-Sturm-Partner Marko Arnautovic hat wegen einer Verletzung am rechten Fuß seit Anfang Jänner nicht gespielt. „Zu Marko habe ich von Anfang an eine gute Beziehung. Ich kannte ja auch David (Alaba) von früher, bin schnell in die Gruppe reingekommen“, so Onisiwo. „Marko hat mir Tipps gegeben, von ihm kann man sich auch jetzt noch viel abschauen. Ich hoffe, er wird schnell wieder fit.“
„Man geht wieder lieber ins Stadion“
Denn bereits Ende März startet die EM-Quali. In Gruppe F geht’s gegen Belgien, Schweden, Aserbaidschan und Estland. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen, so richtet uns auch das Trainerteam aus. Man hat mit dem Sieg gegen Italien gesehen, was wir schaffen können“, blickt Onisiwo positiv in die Zukunft. Mit Ralf Rangnick hat man zudem einen „großartigen Trainer“ an der Seitenlinie, dessen Spielsystem Onisiwo begeistert: „Es ist auch wieder für die Zuschauer attraktiver geworden, man geht wieder lieber ins Stadion.“
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