Nach Sabotage-Bericht
Moskau fordert internationale Pipeline-Ermittlung
Laut dem bekannten US-Enthüllungsreporter Seymour Hersh sind die USA und Norwegen für die Sabotage an den Nord-Stream-Gaspipelines im vergangenen Herbst verantwortlich. Während die Regierung von US-Präsident Joe Biden von einer „vollkommenen Erfindung“ spricht, fordert Russland nun einmal mehr eine internationale Untersuchung der Geschehnisse in der Ostsee unter Einbeziehung russischer Ermittler. Der Blogbeitrag des Journalisten sollte Basis für Untersuchungen werden, sagte der Vorsitzende der russischen Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, am Donnerstag.
„US-Präsident Joe Biden und seine Komplizen sollen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte Wolodin. Auf seinem Telegram-Kanal ging der Parteifreund von Kremlchef Wladimir Putin noch weiter: „Biden schreibt sich in die Geschichte als Terrorist ein.“ „Wenn (US-Präsident Harry) Truman zum Verbrecher wurde, indem er Atomwaffen gegen die Zivilbevölkerung in Hiroshima und Nagasaki einsetzte, so ist Biden zum Terroristen geworden, der den Befehl zur Zerstörung der Energieinfrastruktur seiner strategischen Partner Deutschland, Frankreich und Niederlande gegeben hat“, so der Vorsitzende des russischen Parlaments. Die Bombardierung der ukrainischen Energieinfrastruktur durch Russland als Teil des russischen Angriffskriegs hatte Wolodin zuvor übrigens gerechtfertigt.
Russland hatte Nord Stream 1 zum Zeitpunkt der Explosionen wegen angeblicher technischer Probleme bereits abgeschaltet. Die laut Moskau trotz Beschädigung weiter einsatzfähige Leitung Nord Stream 2 hat bis heute keine Zulassung von deutschen Behörden erhalten. Den Untersuchungen zufolge wurden die Detonationen durch Sabotage hervorgerufen. Bis heute gibt es keinen klaren Beweis für die Urheberschaft.
Washington weist Artikel zurück
Das US-Präsidialamt wies am Mittwoch den Blogartikel zurück, wonach US-Marinetaucher die Sprengsätze an den Pipelines in der Ostsee bei einer NATO-Übung im Juni auf Befehl von Biden angebracht und später durch Norwegen unterstützt gesprengt hätten. Die Quellenlage zu Nord Stream ist ungesichert, die USA und Norwegen haben den Bericht scharf zurückgewiesen. „Das ist gänzlich falsch und reine Fiktion“, sagte eine Sprecherin des Sicherheitsrats im Weißen Haus.
Der 85-jährige Reporter, der vor Jahrzehnten durch die Aufdeckung eines Massakers in Vietnam durch US-Truppen bekannt wurde, fiel zuletzt durch fragwürdige Recherchen auf. Der Bericht zu Nord Stream scheint in weiten Teilen nur auf einer anonymen Quelle zu basieren. Seriöse US-Medien gingen zunächst nicht auf den Bericht ein. Das mutmaßlich an der Aktion beteiligte Norwegen hat den Bericht ebenfalls scharf zurückgewiesen.
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