Selenskyj warnt Europa
„Putin ist ein Drache, der fressen muss“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist sich sicher, dass Russland im Falle einer ukrainischen Niederlage weitermarschieren würde. „Wenn Putin diesen Krieg gewinnt, wird er das Gleiche an anderer Stelle wieder tun“, erklärte der 45-Jährige in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin „Spiegel“ und der französischen Zeitung „Le Figaro“.
Angesprochen auf die Sorge vieler Staatenführer, mit weiteren Waffenlieferungen die Eskalationsspirale weiterzudrehen, antwortet Selenskyj: „Für die Eskalation sind vor allem die Russen verantwortlich. Sie haben gefoltert, gemordet und Menschen lebendig begraben.”
Europa müsse sich im Klaren darüber sein, dass Hilfen nicht für die Ukrainer, sondern für die Europäer seien.
Olaf, hör zu, uns fehlen Raketen. Ich weiß, dass du selbst keine mehr hast, wir haben ja auch einen Nachrichtendienst.
Wolodymyr Selenskyj
Am Beispiel des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz skizziert Selenskyj, wie schwierig die Beschaffung internationaler Hilfen sei. Er müsse den SPD-Politiker immer „zwingen, der Ukraine zu helfen, und ihn ständig überzeugen”.
„Ihr werdet das Leben eurer Leute opfern müssen“
Er hätte Scholz schon einmal gesagt: „Olaf, hör zu, uns fehlen Raketen. Ich weiß, dass du selbst keine mehr hast, wir haben ja auch einen Nachrichtendienst. Ich weiß, du gibst uns alles, was du hast.“ Doch „alles“ der Ukraine zu geben, sei Selenskyj zufolge einfach günstiger. Im Interview mahnt er: „Wenn die Russen erst mal an eurer Grenze stehen, werdet ihr das Leben eurer Leute opfern müssen.“
Die Ukraine war in der östlichen Stadt Bachmut in der Donbass-Region zuletzt stark unter Druck geraten. Der deutsche Bundesnachrichtendienst berichtet von dreistelligen ukrainischen Verlusten jeden Tag. Auf die Frage, warum er die Truppen von dort nicht zurückziehe, obwohl sich Militärexperten einig seien, dass die Stadt wenig strategische Bedeutung hat, antwortet Selenskyj den Reportern: „Was passiert nach Bachmut?”
Putins Macht beruhe auf „Siegen und Eroberungen“. Deshalb könne nur ein geeinter Westen Russland aufhalten. Denn eines steht für Selenskyj fest: Putin „ist ein Drache, der fressen muss“. Dessen Appetit zu stillen, sei hingegen kaum möglich.
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