Selbst ein erfahrener Geologe ist über die Massen von Gestein in Steyr schockiert. Gefahr besteht weiter. Die betroffenen Menschen sind mittlerweile bei Verwandten oder in einem Gasthaus untergebracht.
Am Tag nach der Tragödie in Steyr mit zwei getöteten Baggerfahrern (31 und 64 Jahre alt) traute sich der Geologe Günter Moser erstmals in den abgestürzten Hang. „Ich bin in die Wand gestiegen und hab’ den Hang durchschritten. Die Haupt-Masse liegt schon auf der Straße, es besteht aber immer noch eine große Gefahr“, erklärte Moser Donnerstagmittag im Gespräch mit der „Krone“.
Experte schockiert
Mehrere Felsbrocken, die jeweils mehr als 100 Kubikmeter groß sind, donnerten am Mittwoch in die Tiefe und begruben die beiden Arbeiter aus Kärnten. „Ein Bagger wurde in mehrere Teile gerissen, die Fahrer sind noch unter den Brocken eingeklemmt. Ich habe schreckliche Dinge gesehen, die werden mich noch lange begleiten“, ist selbst der erfahrene Geologe geschockt.
Alles gesperrt
Eine Bergung der Leichname ist nach wie vor zu gefährlich, wann diese stattfinden kann, ist noch völlig unklar. Fix ist, dass die Polizei bis zur finalen Begutachtung der Unglücksstelle die Straße gesperrt und ein behördliches Platzverbot ausgesprochen hat.
Betroffene war im Haus
Auch das Haus von Annemarie Moser (82) ist davon betroffen. Sie war beim Felsrutsch am Mittwoch im Haus und wurde in der Küche von den Brocken eingesperrt. Untergekommen ist sie jetzt bei ihrem Verwandten. Enkel Jürgen Wieser (18) erzählt: „Ich habe immer dort im Garten gespielt, jetzt gibt es ihn de facto nicht mehr. Eigentlich unglaublich, dass meine Oma daheim war, als das Unglück passiert ist. Sie ist zum Glück unverletzt und sie trägt die ganze Situation mit Fassung.“ Vier andere Bewohner sind vorerst beim Christkindlwirt untergebracht. „Dafür sind Nachbarn da“, sagt Chef Georg Baumgartner.
Schuldfrage muss geklärt werden
Bis die Familien wieder in ihr Heim zurückdürfen, kann es dauern. „Da werden Tage, wenn nicht Wochen vergehen“, vermutet Moser. Schließlich muss man sich um eine mittel- und langfristige Lösung kümmern, um die gewaltigen Brocken sicher abtragen zu können. Geklärt gehört auch die Schuldfrage. „Die Baggerfahrer hatten Riesenpech. Der Fels lag genau an einer alten Bruchstelle. Frost- und Tauwetter in den vergangenen Tagen spielten eine negative Rolle“, so Moser.
Die Staatsanwaltschaft Steyr wird – wie üblich bei Unfällen mit Todesfolge – ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung einleiten, vorerst gegen Unbekannt. Noch stehe man aber völlig am Anfang.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.