Orwell lässt grüßen

Russland sucht Wehrpflichtige mit Face-Check

Ausland
12.02.2023 21:27

In Russland soll an neun Grenzübergängen ein Gesichtserkennungssystem installiert werden. Kostenpunkt: Fast eine Milliarde Rubel (zirka 12,7 Millionen Euro). Vielen Russen schwant nun Böses - denn Gesichtserkennungskameras wurden bereits eingesetzt, um Männer an die Front zu befördern.

Darüber schreibt das unabhängige russische Online-Portal „Poligon media“. Die Geräte sollen „Gesichter automatisch analysieren“ und mit allen in der biometrischen Datenbank erfassten Informationen abgleichen. Ab spätestens Ende 2023 sollen sie an der Grenze zu China, Polen, Litauen und Kasachstan im Einsatz sein. Für welchen Zweck will jedoch bislang niemand verraten.

Von der U-Bahn an die Front
Wie BBC berichtet, habe man in der russischen Hauptstadt bereits Wehrpflichtige direkt von der U-Bahn zum Einberufungsamt geschickt. Zuvor seien sie von einer Kamera identifiziert worden. Sogar spezielle „Razzien“ habe es gegeben. Dafür hätten Polizisten die Ausgänge der U-Bahn blockiert und erst nach einer speziellen Kontrolle die Passagiere wieder hinausgelassen. In einem Fall konnte man den Polizisten sogar einen Ratschlag entlocken.

Demnach solle man ja nicht mit der U-Bahn fahren und wenn, dann nur mit Mund-Nasen-Schutz und einem Hut - damit die Kameras nichts registrierten. Allerdings gab ein Experte zu bedenken, dass die Systeme derart ausgefeilt seien, dass sie bereits Personen mit Motorradhelmen erkannt hätten.

Das Gesichtserkennungssystem ist seit Herbst 2020 in der Moskauer U-Bahn im Einsatz. Mit seiner Hilfe konnten die Behörden auch beispielsweise Verstöße gegen die Corona-Auflagen identifizieren.

Hinterhältige Taktik bei Protesten
Auch bei Protesten kommen Gesichtserkennungssysteme zum Einsatz. Beispielsweise hätten laut „Meduza“ vor einer Unterstützungsaktion des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny russische Behörden gebeten, den Teilnehmenden friedlich zu begegnen.

Allerdings währte der Frieden damals nicht lange, viel mehr kam dann die „Rache“ aus dem Hinterhalt: Denn mithilfe der Gesichtserkennungssysteme konnten die Protestierenden im Nachhinein ausfindig gemacht und zur Verantwortung gezogen werden. 

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