Eigenen Urin getrunken

Erdbeben: Teenager nach fast 100 Stunden gerettet

Ausland
10.02.2023 08:19

Die Wahrscheinlichkeit, Erdbeben-Überlebende unter den Trümmern in der Türkei und in Syrien zu finden, sinkt mit jeder Stunde. Ein Mensch kann etwa 72 Stunden ohne Wasser auskommen. Dennoch gab es auch noch danach Grund zum Jubeln für die unermüdlichen Helfer. In der Nacht auf Freitag konnte im stark verwüsteten Antakya im Süden der Türkei eine 16-Jährige mehr als 80 Stunden nach dem Beben am Montag lebend geborgen werden. Noch länger hatte es ein 17-Jähriger in Gaziantep unter den Trümmern aushalten müssen. Nach mehr als 90 Stunden konnte er befreit werden (siehe Bild oben)!

Als die 16-jährige Melda Adtas aus den Trümmern gerettet wurde (siehe Bild unten), war der Jubel in der ansonsten von blanker Not geprägten Stadt riesig. Auch der 17-jährige Adnan Mohammed Korkut hatte unwahrscheinliches Glück im Unglück: Er konnte sich im Kellerbereich eines eingestürzten mehrstöckigen Hauses aufhalten und auf sich mittels Rufen aufmerksam machen. Seinen Rettern erzählte er laut türkischen Medien, dass er immer wieder seinen eigenen Urin getrunken und viel gebetet habe. Adnan wurde unter dem Beifall aller Anwesenden in einen Rettungswagen und danach weiter in ein Spital gebracht.

Die 16-jährige Melda bei ihrer Rettung (Bild: APA/AFP/BULENT KILIC)
Die 16-jährige Melda bei ihrer Rettung

In Samandag in der Provinz Hatay wiederum bargen die Einsatzkräfte eine Mutter und ihr zehn Tage altes Baby aus den Trümmern. Die beiden hatten ebenfalls rund 90 Stunden auf ihre Rettung warten müssen. Die Helfer umwickelten den Säugling mit einer Wärmedecke, wie Bilder zeigten (siehe unten).

Todesopferzahl auf mehr als 21.000 gestiegen
Die Zahl der Todesopfer durch das Erdbeben ist inzwischen auf mehr als 21.000 gestiegen. Erschwert werden die Rettungsarbeiten durch das eisige Wetter, das auch die Gesundheit von Überlebenden gefährdet, die in notdürftigen Unterkünften oder gar im Freien ausharren müssen.

Die internationale Hilfe kam inzwischen immer mehr in Schwung. Die Weltbank sagte der Türkei 1,78 Milliarden Dollar (rund 1,66 Milliarden Euro) zu. Die USA kündigten ihrerseits ein erstes Hilfspaket in Höhe von 85 Millionen Dollar für die Türkei und Syrien an. Es gehe nun vor allem um Nahrungsmittel, Unterkünfte und medizinische Notversorgung. Die Hilfslieferungen werden durch die zerstörte Infrastruktur und die ungünstigen Witterungsbedingungen erschwert. In Syrien kommt die schwierige politische Situation hinzu: Das Katastrophengebiet in dem Bürgerkriegsland ist in von der Regierung kontrollierte Gebiete und Territorien unter der Kontrolle regierungsfeindlicher und überwiegend islamistischer Milizen geteilt.

Erste Hilfslieferung in syrischem Rebellengebiet eingetroffen
Im von oppositionellen Kämpfern kontrollierten Nordwesten Syriens traf am Donnerstag der erste Hilfskonvoi seit dem Beben ein, wie ein syrischer Grenzbeamter mitteilte. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP sah, wie sechs Lastwagen, die unter anderem mit Zelten und Hygieneartikeln beladen waren, den Grenzübergang Bab al-Hawa passierten. Laut dem syrischen Grenzbeamten Masen Allusch handelte es sich aber um Hilfsgüter, die bereits vor dem Erdbeben für Syrien bestimmt waren.

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