Immer mehr Menschen zieht es im Winter in die wunderschöne, verschneite Wald- und Bergwelt - was ja eigentlich nichts Schlechtes ist. Doch dieser Trend fordert seinen Tribut und zahlen müssen diesen oftmals die Wildtiere, teils sogar ihrem Leben. Jäger fordern deshalb mehr Rückzugsgebiete für Hirsch, Reh & Co.
Neue Kraft und Energie tanke ich als begeisterter Bergsportler im Winter, wenn ich an kalten, sonnigen Wintertagen mit Skiern auf Gipfel steige, um dann durch tiefen Pulverschnee wieder ins Tal zu gleiten. Hin und wieder ist es mir vergönnt, dabei die eine oder andere Gämse zu beobachten. Doch diese unvergesslichen, faszinierenden Naturerlebnisse hinterlassen bei mir auch immer einen fahlen Beigeschmack, denn als leidenschaftlicher Jäger weiß ich, dass jede menschliche Begegnung puren Stress für Wildtiere bedeutet.
Und wer einmal gesehen hat, wie ein Hirschkalb im meterhohen Schnee flüchten versucht, mit letzter Kraft sich einen Weg durch Schneemassen bahnt, dem schmerzt das Herz.
Umso wichtiger ist es, dass wir Wintersportler und wir Naturgenießer gemeinsam Rücksicht auf das Wild und die Natur nehmen.
Als Aufsichtsjäger appelliere ich an alle Naturnützer und Hundehalter, nehmt ein Rücksicht auf unsere Wildtiere.
Eric Leitner, Aufsichtsjäger und Präparatormeister
Ich tue es und viele meiner Freunde auch, wir bleiben auf Skirouten und Wegen.
„Hirsch, Reh, Fuchs & Co. aber auch die vielen seltenen Vögel haben mit Menschen überhaupt keine Probleme, wenn diese auf den Wegen bleiben“, bestätigt auch Roland Schiegl von der Arge Naturschutz.
„Wir müssen uns als Gesellschaft die Frage stellen, ob wir Wildtiere haben wollen oder nicht?“, sagt der Villacher Bezirksjägermeister Wolfgang Oswald: „Wenn ja, dann müssen wir ihnen auch Platz geben, einen Lebensraum, wo sie sich zurückziehen können.“
Doch noch ist das lediglich ein Wunschgedanke, denn in der Realität wird der Lebensraum der Wildtiere immer kleiner.
Immer wieder kommt es vor, dass vor allem das große Rotwild in zu kleine Gebiete gedrängt wird und dort mangels Nahrung Schäden in den Wäldern verursacht.
Dann heißt’s plötzlich Feuer frei - leider.
Oswald: „Die Jäger sind gesetzlich verpflichtet bei Wildschäden den Wildbestand zu reduzieren. Leider interessiert es niemanden, warum plötzlich in manchen Gegenden sich zu viele Wildtiere aufhalten und warum die Schäden entstanden sind. Dabei wollen wir Jäger nichts anderes, als einen gesunden und artenreichen Wildstand erhalten, was ja eigentlich unser gesetzlicher Auftrag ist.“ Der erfahrene Bezirksjägermeister weiß, dass „oftmals die “exzessive Freizeitnutzung der Natur„ der Hauptgrund für diese Wildschäden ist.
Jäger Oswald wünscht sich, dass endlich einmal Politik, Tourismus, die alpinen Vereine gemeinsam mit den Jägern diskutieren, denn “derzeit bleibt immer weniger Platz für das Wild, denn alles wird touristisch genützt, selbst mitten in der Nacht sind Wintersportler draußen mit Stirnlampen in den Wäldern unterwegs. Es ist Platz für alle, aber wir Jäger sind die Stimme für unsere Wildtiere."
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