Derzeit sind Menschen mit Migrationshintergrund mit knapp 12 Prozent doppelt so oft von der Arbeitslosigkeit betroffen wie Österreicher. Beim AMS stellen Zuwanderer ein Drittel aller als jobsuchend Vorgemerkten, obwohl sie nur 16 Prozent der Beschäftigten ausmachen. Eine raschere Integration von Zuwanderern in den heimischen Arbeitsmarkt wäre daher dringend notwendig.
"Wir arbeiten seit einem Jahr daran, um für die Gruppe der Migranten spezielle Betreuungsangebote zu entwickeln. Für die Umsetzung dieser Ziele ist allerdings keine 'Task Force' nötig", so der Minister in Richtung von Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz, der dies am Wochenende verlangt hatte (siehe Infobox). Viel mehr bedürfe es der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und den Arbeitgebern. Zusätzliches Geld sei für die gezieltere Betreuung von Zuwanderern nicht erforderlich, "wir geben das vorhandene Geldvolumen aus". Das Fördervolumen des AMS betrage eine Milliarde Euro im Jahr.
Mangelnde Ausbildung macht vielen Migranten zu schaffen
Haupthindernis für Zuwanderer am Arbeitsmarkt ist laut AMS-Vorstand Johannes Kopf eine mangelhafte Ausbildung. Das liege nicht nur an Problemen bei der Nostrifikation, also der Anerkennung ausländischer Zeugnisse, sondern an tatsächlich geringerer Qualifizierung, so Kopf. Er verweist darauf, dass 44 Prozent der Zuwanderer maximal einen Pflichtschulabschluss hätten, bei Nicht-Migranten seien es nur 16 Prozent. Allerdings ist der Pflichtschulanteil von Zuwanderern zuletzt - zwischen 2005 und 2009 - von fast 31 auf gut 21 Prozent gesunken, zugleich nahm die Akademiker-Quote von weniger als 14 auf 20 Prozent zu.
An zweiter Stelle der Faktoren, die eine Job-Hürde darstellen, stehen schlechte Sprachkenntnisse. Daher bietet das AMS vermehrt Sprachkurse an, erhöht aber auch ständig den Anteil seiner Mitarbeiter mit bestimmten Fremdsprachenkenntnissen.
AMS entwickelt Migranten-Definition und erhebt Herkunft
Bei der Definition, wer ein Migrant ist, weicht das AMS etwas von der Sichtweise der Statistik Austria ab. Während die Statistiker darauf abstellen, dass beide Elternteile im Ausland geboren wurden, geht das Arbeitsmarktservice nach der Staatsbürgerschaft vor, erläuterte AMS-Vorstand Kopf. Künftig will das AMS bei jeder einzelnen Person wissen, ob sie die Staatsbürgerschaft gewechselt hat oder bei jemandem mitversichert ist, der die Nationalität gewechselt hat, so AMS-Vorstand Herbert Buchinger.
Derzeit darf das AMS nur die Staatsbürgerschaft des jeweiligen "Kunden" selbst und seine Sprache erheben, nicht aber seine ethnische Herkunft. Mit der expliziten gesetzlichen Ermächtigung für eine personenbezogene Erfassung der Herkunftsdaten der Eltern rechnet Buchinger für Herbst, Hundstorfer habe zugesagt, einen Gesetzesvorschlag einzubringen.
18,6 Prozent der Einwohner haben Migrationshintergrund
Laut Statistik-Austria-Erhebung im Vorjahr haben von den 8,3 Millionen in Österreich wohnenden Personen 18,6 Prozent einen Migrationshintergrund (das heißt, dass beide Elternteile im Ausland geboren wurden). Von diesen 1,5 Millionen Menschen sind 1,1 Millionen Zuwanderer der 1. und 405.000 Zuwanderer der 2. Generation.
Die höchsten Migranten-Anteile an den unselbstständig Beschäftigten gibt es laut AMS in der Gebäudebetreuung (59,0 Prozent), gefolgt von Landwirtschaft (44,6 Prozent), dem Tourismus (42,6 Prozent), der Arbeitskräfteüberlassung (32,0 Prozent), am Bau (24,3 Prozent) und im Handel (15,9 Prozent).
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