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Russland-Eck | Notwendiger Unsinn

Vier blaue Parteigranden, grinsend in Moskau in die Handykamera blickend: Hofer, Vilimsky, Gudenus, Strache. Eine „russische Oligarchen-Nichte“, die zwei der vier ein halbes Jahr später die Welt, besser gesagt: die Macht in Österreich, versprach: Gudenus, Strache. Außer Harald Vilimsky als Delegationsleiter der FPÖ im EU-Parlament, steht heute niemand mehr aus der blauen Russland-Achse an der Spitze der freiheitlichen Partei. Übernommen hat mit Herbert Kickl just jener Blaue, der den russischen „Freundschaftsvertrag“ seines Vor-Vorgängers Strache stets kritisiert hatte. Mit der Wählergunst im Rücken und den jüngsten Wahlerfolgen im Hintergrund - kein besserer Zeitpunkt, um ungeliebte Verbindungen zu kappen, ohne sich die Ungunst der eigenen Partei zuzuziehen. Allein: Keine Spur von Russland-Kritik. Seit Beginn des Krieges hat die FPÖ 30 prorussische Anträge eingebracht, „Radio Moskau“ nennen politische Mitbewerber Herbert Kickl spöttisch. Ein echter Sinneswandel Kickls also, der den „Freundschaftsvertrag“ mit den Russen 2019 noch beenden wollte? Wohl kaum: Der blaue Stratege weiß, dass die Zahl jener Wähler wächst, die der Sanktionen müde werden. Und dass keine andere Partei in diesem Wählerpool fischt. Dieselbe Strategie verfolgte der blaue Parteichef schon bei Corona. Mit Erfolg, wie seine Umfragewerte zeigen.

Nur einen Umfragewert dominieren Kickl und die FPÖ nicht: jenen in Sachen Vertrauenswerte. Das zeigt der aktuelle APA/OGM-Vertrauensindex, bei dem der blaue Parteichef zwar leicht zulegt, aber immer noch weit, weit im Minus weilt. Das liegt zum einen an der allgemeinen Vertrauenskrise in die Politik. Zum anderen aber wohl auch am SNU. Sie wissen nicht, was das ist? Gerald Fleischmann, unter Sebastian Kurz „Mr. Message Control“, erklärt es Ihnen in seinem neuen Buch: SNU steht für „Strategisch Notwendigen Unsinn“ - harmlose Themen, die bewusst in den Sozialen Medien hochgespielt werden, um für Empörung zu sorgen und von wichtigen Debatten abzulenken. Eine Strategie, die die türkise Regierungsriege bis hin zur Perfektion betrieb und die auch die Blauen immer wieder gerne nutzen. Das mag vielleicht in Zeiten schnell wechselnder Nachrichtenlage Aufmerksamkeit, Schlagzeilen und Klicks bringen - auf Dauer geht das aber nur auf Kosten der Glaubwürdigkeit. Die ÖVP erlebt das gerade anhand verlorener Wahlen. Und auch bei der FPÖ wäre es nicht das erste Mal, dass nach dem schnellen Aufstieg der tiefe Fall kommt. (ts)

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