Theater in Klagenfurt

Uraufführung „Hiob“: Dulder im Durchlauferhitzer

Kärnten
10.02.2023 22:00

Ohrgängig, viel bejubelt, wenig berührend: Uraufführung von Bernhard Langs Oper „Hiob“ nach dem gleichnamigen Roman von Joseph Roth, Regie und Libretto: Michael Sturminger

Die Bühne (Ausstattung: Renate Martin / Andreas Donhauser) ist schwarz und leer. Ein Durchlauferhitzer, aus dem Günter Wallners herausragender, 21-köpfiger Hauschor wie aus einer griechischen Tragödie tritt. Als Bindeglied zwischen realer Handlung (im Kostümrealismus aus dem Schtetl) und innerem Monolog, wird er das Unterbewusste der Protagonisten tragen und den gottgeprüften Dulder durch das Fegefeuer von Verlust und Verneinung bis zur Läuterung im Glauben führen.

Uraufführung der Oper „Hiob“ am Stadttheater Klagenfurt. (Bild: www.karlheinzfessl.com/agb)
Uraufführung der Oper „Hiob“ am Stadttheater Klagenfurt.

Telegrammstil mit Nummernrevue-Charakter
Wer beim Stadttheater-Auftragswerk die bildmächtige Dichtung und Musikalität von Joseph Roth im Ohr hat, wird bei der Uraufführung am Donnerstag von Michael Sturminger eines Besseren, oder besser gesagt, eines Anderen, belehrt: So schnell, nervös und aufgeregt die Inszenierung mit ihrem vielen Kommen und Gehen ist, so kurz, knapp und zum blanken Gerippe gekürzt ist Roths Sprache in Sturmingers Essenz. Das geht auf Kosten der Handlung, die sich in zwei Teilen und knapp 90 Minuten (ohne 20 Minuten Pause) im Telegrammstil mit Nummernrevue-Charakter entfaltet.

„Hiob“ am Stadttheater Klagenfurt. (Bild: www.karlheinzfessl.com/agb)
„Hiob“ am Stadttheater Klagenfurt.

Langs überraschend „konservative“ Musik, vom KSO unter Tim Anderson schon bei der Generalprobe am Dienstag präzise, dynamisch und temperamentvoll intoniert, ist wiederholend, über (zu) weite Strecken süffig bis glatt und spannt den Bogen mühelos vom Cluster zum Klezmer und vom Jazz zur Mikrotonalität. Emotionale Tiefe im Schmerz vermag sie kaum zu umfassen und die flache Gefälligkeit bleibt ihr größtes Manko.

Bernhard Lang komponierte „Hiob“ als Auftragswerk für das Klagenfurter Stadttheater (Bild: Harald Hoffmann)
Bernhard Lang komponierte „Hiob“ als Auftragswerk für das Klagenfurter Stadttheater

Souverän das Ensemble, makellos die Stimmen für großen Chor und sehr viel Sprechgesang, allen voran Alexander Kaimbacher als ausdrucksstarker „Hiob“ mit prächtigem Tenor sowie Countertenor Thomas Lichtenecker, der den behinderten Sohn Menuchim glockenhell auf den Atem Gottes bettet.

„Mezzo“ Katerina Hebelková glänzt als Hiobs Frau Deborah und leidgeprüfte Mutter, Mirjam (Ava Dodd) mit wuchtigem Sopran, Sohn Jonas (Benjamin Kelly Chamandy) mit vollem Bass.

Noch sieben Vorstellungen bis 8. März am Stadttheater Klagenfurt. https://www.stadttheater-klagenfurt.at/produktionen/hiob/

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