Regisseur Franz-Xaver Mayr mixt für „Penthesilea. Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin“ am Schauspielhaus Graz Kleist mit Streeruwitz. Heraus kommt dabei ein unterhaltsamer Abend auf sehr hohem Niveau.
Auf der einen Seite die alles zerfleischende Liebe der Amazonenkönigin Penthesilea, 1808 von Heinrich von Kleist in „unspielbare“ Blankverse gefasst, auf der anderen die Erinnerung an eine dem Krebs und den Konventionen zum Opfer gefallenen Freundin in Marlene Streeruwitz’ Monolog „Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin“.
Texte haben wenig geimeinsam
Gemeinsam haben die Texte freilich wenig, und so scheitert über weite Strecken ihre Zusammenführung, die Regisseur Franz-Xaver Mayr seinem sonst so gelungenen Abend zugrunde legt.
Der Umgang mit Kleists Sprachgewalt ist - auch dank eines fulminanten Ensembles - äußerst präzise und gleichzeitig erfrischend locker. Indem man das strenge Versmaß mit kleinen Aperçus immer wieder ins Heute holt, steigert man die Konzentration auf das mächtige Konvolut. Da bleibt der Streeruwitz-Text, abgesehen vom starken Beginn, den Beatrix Doderer meisterhaft zelebriert, blass.
Fulminante Ausstattung
Viel zum Gelingen des Abends trägt die mit Farben spielende, sonst sehr reduzierte Ausstattung von Korbinian Schmidt bei. Der optische Verweis auf den Chor im altgriechischen Drama unterstützt die Regie, die Rollen von mehreren Darstellern spielen lässt und so lustvoll und gekonnt das Prinzip von Chor und Protagonist bedient.
Tragödie und Humor
Trotz der unfassbaren Tragödie kommt bei Mayr auch der Humor nicht zu kurz. Staubtrockene Kommentare reizen ebenso zum Lachen wie der Kleist’sche Wortwitz oder Streeruwitz’ bitterböser Blick. Zur exquisiten Farb- und Lichtgestaltung kommt die Livemusik (Aurora Hackl Timón, Karolina Preuschl) - und natürlich ein großartiges Ensemble, aus dem jeder Einzelne besondere Erwähnung verdient: Johanna Sophia Baader, Henriette Blumenau, Oliver Chomik, Linda Kummer, Frieder Langenberger, Mathias Lodd, Sarah Sophia Meyer, Clemens Maria Riegler und Lukas Walcher.
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet „Penthesilea. Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin“, dieser sperrige Kleist-Streeruwitz-Mix, zu einer der unterhaltsamsten Produktionen dieser Saison wird? Aber für Überraschungen ist das Theater ja da.
Infos und Karten gibt es auf der Schauspielhaus-Webseite.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.