Im neuen Teil unserer „Krone“-Serie über das Landeskriminalamt sind wir den Langfingern auf der Spur: Kriminalisten legen Dieben tagtäglich das Handwerk. Ein Blick hinter die Kulissen der Ermittlungsarbeit.
Ihnen ist bisher kaum ein Meisterdieb durch die Lappen gegangen. „Irgendwann kriegen wir sie alle. Die Täter machen einen Fehler oder werden übermütig“, erklärt Franz Flescher. Dann sind die Ermittler der Diebstahl-Gruppe im Landeskriminalamt zur Stelle. Für den Leiter und sein Team ist dabei kein Tag wie der andere: Vom Kunstdiebstahl über Wohnungseinbrüche bis zu Bankomat-Sprengungen. „Es gibt nichts, was nicht gestohlen wird“, erklärt der 59-Jährige.
Das Angebot richtet sich dabei meist nach der Nachfrage. So kann es schon vorkommen, dass Kriminelle bei Blitzeinbrüchen regelrechte „Bestelllisten“ abarbeiten. „Die Täter mieten sich in Tschechien ein und kommen nur für die Beutezüge über die Grenze nach Niederösterreich“, so Flescher. Der Ermittlungsbereichsleiter ist den Langfingern seit rund 30 Jahren gemeinsam mit 32 Kollegen auf der Spur.
Im Visier der Fahnder
Das Täterverhalten habe sich über die Jahre stark verändert. „Die Verdächtigen agieren immer professioneller und schneller“, berichtet der Kriminalist. Die Palette reicht dabei vom gewöhnlichen Ladendieb bis hin zu international agierenden Tätergruppen - wie etwa im Fall einer polnischen Automafia-Bande.
1,2 Millionen Euro Schaden
Hier gelang es den Beamten nach umfangreichen Ermittlungen im In- und Ausland zehn Täter dingfest zu machen. Die Männer im Alter zwischen 21 und 38 Jahren setzten mittels Funkstreckenverlängerern die Keyless-Go-Systeme von 15 hochpreisige Luxuskarossen der Marken Mercedes, Porsche oder BMW außer Kraft und brachten die Fahrzeuge mit gefälschten Kennzeichen über die Grenze. Gesamtschaden: 1,2 Millionen Euro.
Dabei lieferten sich die Kriminellen teils halsbrecherische Verfolgungsjagden mit der Polizei: Ein Täter flüchtete mit einem Land Rover und über 200 km/h auf regennasser Fahrbahn. Ein anderer durchbrach eine Straßensperre, rammte einen Polizeiwagen und konnte erst durch einen gezielten Schuss in den Hinterreifen gestoppt werden. Den Verbrechern wird derzeit unter anderem in St. Pölten der Prozess gemacht.
Niemals den Helden spielen
In vielen Fällen gleichen die Ermittlungen einem Puzzlespiel: Von einer ersten Spur über Hinweise bis zu einem DNA-Treffer fügen sich die Teile zusammen. Das Motiv ist immer dasselbe: „Diebe wollen sich bereichern“, hält Flescher fest. Meistens seien die Täter nicht gewaltbereit: „Es sei denn, sie werden in die Enge getrieben. Dann werden sie unberechenbar.“ Daher niemals den Helden spielen, rät der Experte.
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