Johan Eliasch im „Krone“-Interview. Der FIS-Präsident sinniert am Rande der alpinen Ski-WM in Frankreich über die Medaillenentschiedungen, neue Formate, die vielen Absagen zu Saisonbeginn und über ein Nachtrennen auf der Streif in Kitzbühel.
Herr FIS-Präsident, wie gefällt Ihnen bisher die WM?
Ein sensationeller Start. Das Wetter: spektakulär. Die Organisation: phänomenal. Und ich denke, dass es bald auch das erste Gold für Österreich gibt. Vielleicht schon in der Herren-Abfahrt, Vincent Kriechmayr ist mein Favorit.
13 Medaillenentscheidungen in 14 Tagen sind ein ambitioniertes Programm. Bleibt das so? Was passiert mit der Kombi?
Wir haben ein gutes WM-Format. Bezüglich Kombi arbeiten wir an einer Lösung, um sie wieder besser und für mehr Athleten interessanter zu machen.
Elf der letzten zwölf Weltmeisterschaften fanden in Europa statt, sollte sich das ändern, wenn der Skisport weltweit relevanter werden soll?
Ja, wir müssen globaler denken. In den USA haben die meisten Menschen noch nie vom Ski-Weltcup gehört, Skifahren existiert dort als TV-Sport quasi nicht. Das muss sich ändern. Wir brauchen mehr Rennen in Nordamerika, genauso wie in Asien. Wenn unsere Athleten dort bekannt werden, öffnet das für sie und unseren Sport ganz neue, riesige Chancen. Unsere Stars verdienen in einem Jahr das, was Novak Djokovic in wenigen Tagen verdient. Das müssen wir so rasch wie möglich ändern. Die Herren-Rennen in den USA direkt nach der WM werden ein wichtiger Schritt in diese Richtung sein.
Der Saisonstart war geprägt von wetterbedingten Absagen. War es Ihrer Meinung nach eine Ausnahme, oder muss man umdenken?
Wir sind stark betroffen von der Erwärmung der Arktis. Und wir müssen darauf reagieren, den Kalender anpassen. Sprich: die Saison muss später beginnen, dementsprechend später enden.
Haben Sie unlängst das Video gesehen, als Lindsey Vonn in der Nacht über die Streif gefahren ist? Wieso soll es in Zukunft keine Nachtrennen auf der Streif geben?
FIS-Präsident Johan Eliasch
Würden Sie sich mehr Nachtrennen wie in Schladming wünschen?
Definitiv. Genau solche fantastischen Events brauchen wir. Haben Sie unlängst das Video gesehen, als Lindsey Vonn in der Nacht über die Streif gefahren ist? Wieso soll es in Zukunft keine Nachtrennen auf der Streif geben? Apropos Lindsey und Kitzbühel: sie wollte ja immer unbedingt bei den Männern mitfahren. Als ich noch Head-Chef war, hab ich Lindsey daher eine Klausel in ihren Vertrag geschrieben. Lindsey hätte 10 Millionen Dollar Bonus kassiert, wenn sie die Hahnenkamm-Abfahrt gewonnen hätte. Leider ist es nie dazu gekommen. Aber das meine ich: Wir müssen viel größer denken.
Sie sprechen oft von mehr Preisgeld für die Ski-Stars, was wäre in Ihren Augen eine angemessene Summe für einen Sieg in Kitzbühel?
Lassen Sie es mich so erklären. Sieg beim Tennisturnier in Wimbledon, beim Formel-1-Grand-Prix in Monaco, beim Golf-Masters in Augusta oder bei der Hahnenkamm-Abfahrt? Hätte ich die Wahl, ich würde keine Sekunde zögern: Sieg in Kitzbühel! Denn nirgends sonst musst du mutiger, verrückter sein. In dieser Größenordnung denke ich.
Wie sehen übrigens Ihre Planungen bezüglich „FIS Games“ aus?
Das wäre spektakulär! Alle FIS-Sportarten, die mehr als die Hälfte von Winter-Olympia ausmachen, alle vier Jahre an einem Ort vereint. Die Premiere könnte für 2028 realistisch sein.
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