Unermüdlicher Kampf
Nach 6 Tagen: Helfer retten weiterhin Überlebende
Sechs Tage nach dem verheerenden Erdbebenunglück in der türkisch-syrischen Grenzzone werden weiter Überlebende aus den Trümmern gezogen. Unermüdlich kämpfen Einsatzkräfte gegen die Zeit. Belohnt werden sie mit so manchem Wunder, sogar Säuglinge konnten noch lebend gerettet werden. Offiziellen Zählungen nach sind mehr als 30.000 Todesopfer zu beklagen.
Fast eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien ist es den Einsatzkräften gelungen, noch weitere Überlebende zu retten. Die Helfer schafften es türkischen Medienberichten zufolge in der Nacht auf Sonntag, ein Kleinkind und eine Jugendliche aus den Trümmern zu befreien.
Auf einem von der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi im Kurzbotschaftendienst Twitter verbreiteten Video war zu sehen, wie Helfer in der Nacht eine 13-Jährige in der Großstadt Gaziantep aus den Trümmern retteten. In der Provinz Hatay wurde der Agentur IHA zufolge zur gleichen Zeit ein sieben Monate alter Bub aus den Trümmern geborgen.
Retter: „Wunderschönes Gefühl“
Am Samstagabend gelang es Helfern des Technischen Hilfswerks (THW) in der Stadt Kirikhan in Zusammenarbeit mit türkischen Einsatzkräften, eine 88-jährige Verschüttete zu retten. Es sei „ein wunderschönes Gefühl“, jemanden nach so langer Zeit lebendig herauszuholen, sagte ein am Einsatz beteiligter Notfallsanitäter.
Mutter und Tochter aus Trümmern gerettet
In Hatay war laut türkischen Medienberichten zuvor auch eine Zweijährige gerettet worden, in der Provinz Kahramanmaras hatten Rettungskräfte eine 70-jährige Frau lebend aus den Trümmern geborgen. Anadolu Ajansi berichtete am Samstag überdies von der Rettung der 35-jährigen Özlem Yilmaz und ihrer sechsjährigen Tochter Hatice aus einem eingestürzten Gebäude in der Provinz Adiyaman. Gerettet wurde am Samstag auch ein erst zwei Monate altes Baby (siehe Bild unten), das mehr als 128 Stunden unter Trümmern begraben war.
Festnahme von Bauunternehmern
Am frühen Montagmorgen hatte ein Beben der Stärke 7,7 das Grenzgebiet erschüttert, gefolgt von einem weiteren Beben der Stärke 7,6 zu Mittag. Seither gab es bis Samstag mehr als 2000 Nachbeben in der Region. Der türkische Vize-Präsident Oktay sagte weiter, die Staatsanwaltschaften hätten auf Anweisung des Justizministeriums in zehn Provinzen, die von den Erdbeben betroffen waren, Abteilungen für die Untersuchung von Verbrechen im Zusammenhang mit den Erdbeben eingerichtet. Ermittelt worden seien 131 Menschen, die verantwortlich für Gebäude seien, die zusammengestürzt seien. Gegen 113 weitere sei Haftbefehl erlassen worden.
Einsätze mussten zeitweise unterbrochen werden
Die Chancen, noch Überlebende zu bergen, wurden mit fortschreitender Zeit immer geringer. Die türkischen Behörden richteten provisorische Leichenhallen in Parkhäusern, Stadien und Turnhallen ein, wo verzweifelte Familien nach ihren toten Angehörigen suchten. Die schwierige Sicherheitslage an Ort und Stelle verlangsamte die Rettungsaktion verschiedener Hilfsgruppen zudem zusätzlich.
Die österreichischen Soldaten - wie auch deutsche und ungarische Helfer - mussten ihren Einsatz zeitweise unterbrechen, weil die Arbeit zu gefährlich geworden war. Zunehmende Aggressionen zwischen Gruppierungen in der Türkei - Schusswechsel inklusive - hätte diese Entscheidung notwendig gemacht.
Opferzahl könnte sich noch „verdoppeln oder mehr“
Die Zahl der bestätigten Todesopfer ist mittlerweile auf mehr als 30.000 gestiegen. In der Türkei wurden nach Behördenangaben bis Samstag 29.605 Todesopfer geborgen. Mindestens 3575 Menschen starben nach offiziellen Angaben auf der anderen Seite der Grenze in Syrien. Knapp 80.300 Verletzte wurden bisher registriert. Eine genaue Schätzung der Verstorbenen ist nach wie vor schwierig. Die Opferzahl könne sich noch „verdoppeln oder mehr“, so UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths.
Papst ruft zur Hilfe in betroffenen Gebieten auf
Der Pontifex indes hat beim Angelus-Gebet am Sonntag zu Hilfen für die von dem schweren Erdbeben betroffenen Gebiete in Syrien und der Türkei aufgerufen: „Bleiben wir der Bevölkerung nahe, die dieses furchtbare Erdbeben in der Türkei und in Syrien erleben musste.“ Bereits vergangenen Mittwoch hatte er zu internationaler Hilfe für die Bewohner der Erdbebengebiete aufgerufen, insbesondere auch für Syrien.
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