Zankapfel Zentralvermarktung: Johan Eliasch warnt vor dem „langsamen Tod“ des Skisports. Er spricht von „kommerziellem Selbstmord“.
„Herr Eliasch, was ist eigentlich das Problem mit den Österreichern?“ Das wollte die „Krone“ von Johan Eliasch, dem Präsidenten des Skiweltverbands (FIS) wissen. „Gute Frage“, meinte der schwedisch-englische Milliardär und stellte zunächst klar: „Es geht nicht nur um Österreich. Und ich habe absolut nichts gegen Österreich. Ganz im Gegenteil! Patrick Ortlieb ist seit vielen Jahren ein sehr guter Freund von mir. Und ich liebe eure Skihelden wie Hermann Maier oder Marcel Hirscher. Aber wenn wir so weitermachen, dann wird es solche Helden nicht mehr geben, dann wird unser Sport langsam, aber sicher sterben.“ Denn Eliasch stellt klar: „Was derzeit passiert, ist kommerzieller Selbstmord! Wir lassen viel, viel Geld auf dem Tisch liegen.“ Und Eliasch meint damit die Rechtevermarktung.
„Größere Preisgelder“
Er fordert ja die rasche Umsetzung der Zentralvermarktung, die es laut Eliasch „schon in allen relevanten Sportarten außer im Skisport gibt“. „Derzeit verkaufen die Nationen ihre Rechte an Infront, Österreich an IMG“, erklärt Eliasch. „Ein Beispiel: Die skandinavischen Verbände verkaufen ihre Rechte um neun Millionen Euro an Infront. Und Infront verkauft sie um 23 Millionen Euro weiter. Dieses Geld geht also an einen chinesischen Shareholder und nicht in unseren Sport. Damit könnten wir größere Preisgelder ermöglichen, viele Initiativen starten.“
Was Eliasch Österreich und den Verbündeten (Schweiz, Deutschland) vor allem vorwirft: „Mir kommt es vor, als würden manche Leute ihre persönlichen Interessen über das stellen, worum es wirklich geht. Und das sind der Sport und die Athleten, ihnen müssen wir dienen.“
Eliasch wünscht sich Netflix-Formate à la „Drive to survive“ (Formel 1), Stars wie Lindsey Vonn oder Marco Büchel als Interviewer direkt in den Athleten-Zonen am Start und im Ziel.
Tempo zu hoch?
Irgendwie scheint alles vor allem ein Problem der Kommunikation und eine Frage des Tempos der „Revolution“ zu sein. Denn Österreichs Skiverband (ÖSV) möchte ja ebenfalls den Sport weiterentwickeln, ist für Veränderungen offen. Nur die mangelhafte Information seitens der FIS und das Tempo, mit dem die Zentralvermarktung „übers Knie gebrochen werden soll“, sei das Problem. So weit scheinen FIS und ÖSV nämlich in Wahrheit gar nicht voneinander entfernt zu sein.
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