Beatles-Sänger John Lennon nannte sie „Göttin der Liebe“ oder „Muse“, in Künstlerkreisen bezeichnet man sie als „historisch bedeutend, bahnbrechend und einflussreich“. Doch Anhängern der legendären Pilzköpfe war Ono stets ein Dorn im Auge. Für Fans war sie „die böse Hexe“ oder die „Drachenfrau“, man warf ihr vor, die Band auseinandergebracht zu haben. Dabei habe sich Ono nie eingemischt, hätte „nie eine Meinung“ zur Musik der Beatles gehabt, so Regisseur Peter Jackson, der über diese Zeit die Doku „The Beatles: Get Back“ machte.
Am 18. Feber wird Yoko Ono, 1933 in Tokio in eine wohlhabende Familie hinein geboren, 90 Jahre alt. Seit John Lennons Tod im Jahr 1980 ist sie Witwe. Davor war sie zweimal verheiratet, hatte bereits eine Tochter. Schon bevor sie Lennon kennenlernte, war Ono als Konzeptkünstlerin der Fluxus-Bewegung bekannt.
Vorwürfe der Fans, sie habe die Band auseinander gerissen, dementierten sowohl sie als auch Ringo und Co. „Sie hat die Gruppe mit Sicherheit nicht auseinanderbrechen lassen, die Gruppe ist selbst auseinandergebrochen“, sagte Paul McCartney einmal. Tatsächlich habe sie seinem Beatles-Kollegen Lennon gutgetan, ihn inspiriert. Auch Peter Jackson meint: „Sie war eine sehr freundliche Präsenz und mischte sich nicht im Geringsten ein.“ Bei Aufnahmen der Band habe sie Zeitung gelesen oder die Band beobachtet, aber nie eingegriffen.
Ono verwaltet Lennons Nachlass
Ihre Kunst ist bei Ausstellungen rund um die Welt zu sehen. Außerdem kümmert sich Ono um Lennons Nachlass und setzt sich unermüdlich für den Frieden auf der Welt ein. In den vergangenen Jahren ist es allerdings etwas ruhiger um Ono geworden und Meldungen über Krankenhausaufenthalte und nachlassende Gesundheit haben ihre Fans beunruhigt. Via Twitter meldet sich die Künstlerin aber immer noch regelmäßig. „Was auch immer passiert, wir finden einen Weg, es gutzumachen“, schrieb sie beispielsweise jüngst.
„Make love, not war!“ als Hymne
Zur schicksalhaften Begegnung zwischen Ono und Lennon kam es Ende der 60er-Jahre in einer Londoner Galerie: Die Künstlerin verdreht dem Beatles-Sänger so mächtig den Pilzkopf, dass er und seine „Muse“ oder „Göttin der Liebe“, wie er sie nennt, fortan unzertrennlich sind. Das Paar heiratet 1969. Die Welt darf am Liebesglück und den pazifistischen Happenings teilhaben: Die Flitterwochen verbringen sie beim „Bed-In“ im Hotelzimmer vor Journalisten - als Statement gegen Krieg. „Make love, not war!“ wird Botschaft und Hymne der beiden. „In gewisser Weise ruinierten John und ich mit unserer Beziehung unsere Karrieren“, sagte Ono später.
Lennon wurde mit Ono zum Hippie - singt mit Rauschebart und wallenden Gewändern Friedenslieder, Ono krächzt und schreit im Hintergrund. Die Solokarriere gelingt ihm nicht, er flüchtet in Alkohol und Rauschgift. Ono und Lennon trennen sich und kommen wieder zusammen. Erst Sean, der gemeinsame Sohn, der 1975 geboren wird, sorgt für Beständigkeit. Lennon wird zum Hausmann. Am 8. Dezember 1980 wird Lennon vor dem pompösen New Yorker Dakota-Gebäude, in dem die Lennon-Witwe bis heute lebt, von Mark Chapman erschossen.
Lügen, Hassbriefe und Energie für 200 Jahre
„Johns Tod war das Schlimmste“, so Ono. Sie stößt auf Unverständnis, als sie auf der Platte „Season of Glass“ ein Foto der blutigen Brille Lennons veröffentlicht. Nun wird sie zur „Schwarzen Witwe“, zum geldgierigen „Nachlasshai“. „In den letzten fünfzig, sechzig Jahren wurde ich beschimpft, wurden Lügen über mich verbreitet und Hassbriefe an mich geschickt“, sagte Ono einmal. Den Hass habe sie „in positive Energie umgepolt“. „So viel Energie war das, dass ich jetzt genug für zweihundert Jahre habe.“
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