Eklat bei Festspielen
Ukrainer und Pussy Riot sagen wegen Netrebko ab
Die Organisatoren der Wiesbadener Maifestspiele haben sich dazu entschieden, dass die umstrittene russische Sängerin Anna Netrebko auftreten darf - sehr zum Unmut ukrainischer Musiker und der russischen Punk-Band „Pussy Riot“, die nun der Veranstaltung fernbleiben wollen.
Eigentlich wollten die Stadt Wiesbaden und das Land Hessen Netrebko nicht auf die Bühne lassen - denn die 51-Jährige habe sich bis heute nicht vom russischen Präsidenten Wladimir Putin distanziert. Ukrainische Künstler weigern sich seit Kriegsbeginn, gemeinsam mit russischen Künstlern auf der Bühne zu stehen. Daher wurde die Festival-Leitung sozusagen vor die Wahl gestellt: entweder die russische Opernsängerin oder die ukrainischen Musiker.
„Verhalten unsensibel“
Hinzu komme: Der künstlerische Leiter der Maifestspiele, Uwe Eric Laufenberg, habe die Veranstaltung jenen gewidmet, die aufgrund ihrer Meinung im Gefängnis säßen. Dabei habe er auch den russischen Kremlkritiker Alexej Nawalny erwähnt, wie die „Deutsche Welle“ schreibt. „Das Land, in dem er im Gefängnis sitzt, führt derzeit einen Angriffskrieg gegen die Ukraine“, erklärten Stadt und Land. Den ukrainischen Freundinnen und Freunden sei nicht zu vermitteln, dass Netrebko bei den Maifestspielen auftreten solle. „Dieses Verhalten ist höchst unsensibel“, kritisierten Wiesbaden und Hessen.
Netrebko oder ukrainische Musiker?
Die Organisatoren machten hingegen deutlich: Zwar würden sie sich klar gegen Putins Aggression positionieren - allerdings seien sie nicht bereit, das gesamte russische Volk und die gesamte russische Kultur zu verurteilen.
Der ukrainische Dirigent Nikolaj Djadjura äußerte, die ukrainischen Musiker hätten grundsätzlich einer Teilnahme an dem Festival zugestimmt - als sie noch nichts von Netrebkos Auftritt gewusst hätten. Als man davon erfahren habe, habe man jedoch abgelehnt. Denn die Russen würden im Rahmen kultureller Veranstaltungen für ihre Weltsicht werben.
„Pussy Riot“ solidarisch mit Ukrainern
Maria Aljochina von der Punk-Band „Pussy Riot“ schilderte gegenüber dem russischen regierungskritischen Online-Portal „Meduza“, dass man versucht habe, „das Loch nach der Absage der Ukrainer mit ihnen zu stopfen“.
Man habe das Konzert dann ebenfalls gestrichen - aus Solidarität mit den ukrainischen Musikern.
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