Schlacht um Wuhledar

Neue Minen-Taktik kostet Russen Dutzende Panzer

Ausland
14.02.2023 15:04

„Vermutlich die Hälfte des Hauptbestands an Panzern“ der russischen Armee sei „von der Ukraine zerstört oder beschlagnahmt“ worden, teilte das US-Verteidigungsministerium unlängst mit. Für viele Ausfälle aufseiten der Russen dürfte auch eine neue Panzerabwehr-Taktik der ukrainischen Armee sein.

Wie das US-Magazin „Forbes“ berichtet, verteilen die ukrainischen Verteidiger seit geraumer Zeit Panzerabwehrminen mittels Artilleriegeschützen. Dabei handelt es sich um Geschosse des sogenannten Remote Anti-Armor Mine System (RAAM), die jeweils neun Minen enthalten. Rund 6000 Stück dieser Munition sollen dem US-Bericht zufolge Ende des Vorjahres von den Vereinigten Staaten an die Ukraine gesandt worden sein.

Russische Panzer-Wracks in der Nähe von Wuhledar (Bild: AP)
Russische Panzer-Wracks in der Nähe von Wuhledar

Plötzlich neue Minen auf freigeräumtem Pfad
Dem Vernehmen nach läuft die ukrainische Taktik folgendermaßen ab: Die ukrainischen Streitkräfte warten, bis ihre russischen Gegner mit Pionierkräften einen Weg durch ein Minenfeld gefunden oder freigeräumt haben. Ziehen sich die Pioniere zurück, werden per Artillerie neue Minen fernverlegt. Plötzlich gibt es keinen freigeräumten Pfad mehr, oft sei auch ein Rückzug nicht mehr möglich, da hinter der Panzerkolonne ebenfalls wieder neue Minen gelandet seien.

Ukrainische Soldaten auf gekaperten russischen T-72-Panzern (Bild: AP)
Ukrainische Soldaten auf gekaperten russischen T-72-Panzern

Bundesheer: Falsches Verhalten im Minenfeld
„Die hohen Verluste der Russen sind auch durch schlechte Einsatztaktik zu erklären“, erläutert Oberst Markus Reisner vom Bundesheer im „Krone“-Gespräch. Anstatt bei Auslösung in einem Minenfeld in der gleichen Spur wieder zurückzufahren, hätten die Panzer versucht, die liegengebliebenen Fahrzeuge links und rechts zu überholen. Dabei wurden auch sie zerstört. 

How-to: Minenvermeidung

1. Zuerst Voraufklärung (z.b. durch Spezialkräfte/Pionierkräfte in der Nacht) 
2. Danach Wahl der Angriffsachsen. Bei Bedarf und als Notlösung Vorbereitungsfeuer mittels Artillerie (zum Auslösen erkannter Minen)
3. Verwendung (optimale Lösung) von (in der Spitze) mitgeführtem Pioniergerät. Entweder:
3a. spezielle Minenräumpanzer (z.B. UR-77 mit „Sprengschnur“)
3b. angebaute Minenroller/Minenflegel, -pflug, -walze, -fräse 
4. Einsatz von Nebelgranaten zur Tarnung eigener Räummaßnahmen 
5. Mitführung von Bergepanzern und Sanitätspanzern 
6. Im Minenfeld nach Auslösung: Vom Minenfeld lösen (in der selben Spur zurück), danach neuer Ansatz

Mehr als 30 Panzer an einem Tag verloren
Vor allem rund um die Stadt Wuhledar in der Ostukraine, die neben Bachmut zu den derzeit am heftigsten umkämpften Gebieten gehört, scheint die ukrainische Taktik erfolgreich zu sein - auch wenn das russische Verteidigungsministerium vor wenigen Tagen von eigenen Erfolgen gesprochen hat. Denn in der Nähe von Wuhledar sollen an einem einzigen Tag rund 30 Kampfpanzer der Russen außer Gefecht gesetzt worden sein.

Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte kürzlich ein Video, auf dem sich russische Panzer mutmaßlich von ihren Positionen zurückziehen, um nicht ebenfalls zerstört zu werden (siehe Tweet unten).

Russen wollen Bachmut einkesseln
Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge versuchen die russischen Truppen, Bachmut einzukesseln. Bachmut ist ein strategisch wichtiges Ziel des russischen Präsidenten Wladimir Putin, um anlässlich des bevorstehenden Jahrestags des Kriegsbeginns am 24. Februar einen symbolträchtigen Sieg verkünden zu können. Die Russen wollten vermutlich einige Geländegewinne der Ukrainer aus dem Herbst rückgängig machen.

„Es besteht eine realistische Möglichkeit, dass ihr unmittelbares Ziel darin besteht, nach Westen zum Fluss Scherebez vorzudringen“, hieß es dazu seitens des britischen Verteidigungsministeriums, das täglich geheimdienstliche Erkenntnisse veröffentlicht.

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