Österreichs Langzeit-Skiboss Peter Schröcksnadel plauderte mit der „Krone“ über die WM in Frankreich und FIS-Präsident Johan Eliasch. Über ihn sagt Schröcksnadel: „Ich bin total enttäuscht, wie er vorgeht.“
„Krone“:Die erste WM nach dem Ende Ihrer Präsidenten-Ära läuft. Wie intensiv verfolgen Sie die Rennen?
Peter Schröcksnadel: Emotional bin ich nicht mehr so nah dran. Aber ich schau mir die Rennen an, fiebere mit. Und ich denke, dass sich die Österreicher gut schlagen. Gold fehlt noch, aber in den restlichen Bewerben kann noch viel gehen. Ich denke da an Schwarz, Feller, Brennsteiner oder Gritsch.
Abseits des Sportlichen wird im Skisport derzeit hinter den Kulissen viel diskutiert, viel gestritten. Im Mittelpunkt steht dabei FIS-Präsident Johan Eliasch. Wie beurteilen Sie seine Pläne, sein Vorgehen?
Ich hab mich ja für ihn starkgemacht, hab ihn unterstützt. Mittlerweile bin ich aber total enttäuscht, wie er vorgeht. Ich hab sehr oft probiert, ihm zu helfen, ihm mögliche Wege aufzuzeigen. Aber das hab ich aufgegeben, ich hab auch kein Interesse mehr. Da gibt es keine Gesprächsbasis mehr. Und geschafft hat Eliasch bis jetzt leider gar nichts. Die Brechstange, mit der er zu Werke geht, bringt nichts. So wird es nicht gehen.
Was haben Sie ihm geraten?
Eliasch überlegt falsch, er versteht das Verbandswesen nicht. Und er liegt falsch, wenn er behauptet, dass die Rechte bei der FIS liegen. Die liegen nämlich laut EU-Recht beim jeweiligen Veranstalter. Genau diese Veranstalter und die nationalen Verbände haben übrigens auch den Weltcup entwickelt. Die FIS selbst hat dazu kaum etwas beigetragen. Das einzige Recht, das bei der FIS liegt, ist das Vergaberecht. Also wer die Rennen bekommt und wer nicht. Das ist der einzige Hebel, den Eliasch hat.
Im schlimmsten Fall könnte die FIS entscheiden, dass in Kitzbühel oder Wengen keine Weltcups mehr stattfinden.
Auch da sitzt die FIS am kürzeren Ast. Kitzbühel, Schladming, Wengen oder Adelboden brauchen den Titel Weltcup nicht. Aber die FIS kann mit einem Weltcup ohne diese Rennen zusammenpacken, würde sich damit ja selbst amputieren.
Und die Pläne, die Märkte in Nordamerika und Asien erobern zu wollen?
Eliasch überschätzt sich, und er überschätzt auch den Skisport total. Der Skisport ist nicht Fußball und auch nicht Formel 1. Er ist beschränkt, das Interesse beschränkt sich größtenteils auf Europa. Und nicht auf Japan oder die USA. Baseball und American Football funktionieren zum Beispiel in den USA, aber in Europa halt nicht so sehr. Und umgekehrt ist es mit dem Skisport in den USA. Bei der WM 2015 in Beaver Creek bin ich mit Einheimischen auf dem Sessellift gesessen, und die haben mich gefragt: ,Hey, was ist denn da unten los?‘ Die wussten nicht einmal, dass es eine Ski-WM gibt.
Eliasch überlegt falsch, er versteht das Verbandswesen nicht.
Peter Schröcksnadel
Was würden Sie Eliasch im Endeffekt raten?
Die nationalen TV-Rechte und die nationalen Werberechte sollen national bleiben. Die internationalen Rechte zu ,poolen‘, das wäre hingegen eine gute Idee. Eliasch muss endlich einsehen, dass die nationalen Verbände, die Nationalmannschaften und die Veranstalter gleichberechtigt mit der FIS sind. Dann kann es funktionieren!
Und wie soll Ihrer Meinung nach künftig der Kalender für eine Saison ausschauen?
Man sollte die Saison straffen. Im November in den USA und Kanada Rennen zu fahren, das macht schon Sinn. Dort hat es minus 20 Grad zu dieser Zeit, also perfekt. Aber zweimal pro Saison nach Nordamerika zu fliegen, so, wie es in dieser Saison gemacht wird, ist doch eine Dummheit. Im Dezember sollten dann die Europarennen beginnen. Die Idee, die Saison nach hinten hinaus zu verlängern, ist meiner Meinung nach nicht gut. Im April will niemand mehr Skirennen sehen. Und ich würde in WM-Saisonen zuerst den Weltcup zu Ende fahren - und die WM erst danach quasi als Revanche ansetzen.
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