Die Schulden der letzten Jahrzehnte häuften sich in der Osttiroler Gemeinde an. Jetzt müssen die Verantwortlichen den Sparstift ansetzen und stehen dabei unter genauer Kontrolle. Ohne Zuschüsse des Landes stünde der Konkurs im Raum.
Die Zahlen, die bei der Gemeindeversammlung am Dienstag im Matreier Tauerncenter aufgezeigt wurden, ließen dem einen oder anderen Bürger den Atem stocken: 14,3 Mio. Euro Kreditschulden, 12,7 Mio. € an Haftungen und noch 8,8 Mio. Euro offene Rechnungen – in Summe 35,7 Mio. Euro Gesamtschulden. Ein Konkurs wäre, sofern keine Maßnahmen getroffen werden, unausweichlich. Vor allem die Tilgung der Kredite schieße durch den steigenden Zinssatz nach oben, wie Wirtschaftsprüfer Hannes Oberschmid von der Firma BDO erklärt: „Pro Million gibt es Mehrbelastungen von bis zu 45.000 Euro.“ Weitere 600.000 Euro also, die durch mehr als 70 laufende Kredite belasten.
In drei bis fünf Jahren sollen wieder Investitionen getätigt werden können. Wir wollen Matrei aber nicht zu Tode sparen.
Landesvertreter Magnus Gratl.
Um der Entwicklung entgegen zu wirken, muss man den Gürtel enger schnallen - so eng, dass kaum Luft zum Atmen bleibt. Neue Projekte liegen auf Eis. Dazu kommt eine begleitende Kontrolle durch die Aufsichtsbehörde, Sparmaßnahmen wurden getroffen. So verzichtet der Gemeinderat etwa auf ein Entgelt. Und in die Becken des neuen Schwimmbades werde kein Wasser fließen. „In drei bis fünf Jahren sollen wieder Investitionen getätigt werden können. Wir wollen Matrei aber nicht zu Tode sparen“, sagt Landesvertreter Magnus Gratl.
Landesgelder fließen, Pflichtausgaben sicher
Um erste Schulden zu begleichen, sagte das Land der Gemeinde für dieses Jahr 2,2 Mio. Euro aus dem Gemeindeausgleichsfond zu. Aus eigener Kraft könne man sich nicht entschulden. Gratl kann aber beruhigen: „Pflichtausgaben, wie etwa Schulen oder Kindergärten, sind vorrangig und sicher.“
„Von reichen Gemeinde zum verarmten Adeligen“
Bei der Versammlung meldeten sich auch besorgte und verärgerte Matreier zu Wort: „Warum greift man erst jetzt ein?“ oder „Wie werden die Schulden bezahlt?“ Ein Redner sprach davon, dass aus der eigentlich reichen Gemeinde (man habe jährlich mehr als 15 Mio. Euro an Einnahmen) ein „verarmter Adeliger“ wurde.
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